Nach dem Sturz von Syriens Langzeitmachthaber Baschar al-Assad leben religiöse Minderheiten laut Menschenrechtlern zunehmend in Angst. “Laut unseren Quellen vor Ort trauen sich Angehörige religiöser Minderheiten wie Alawiten, Ismailiten und Christen in Tartus nicht mehr auf die Straße. Sie haben Angst vor Racheakten sunnitischer Islamisten. Ihnen wird vorgeworfen, Assad zu unterstützen”, erklärte der Nahostreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker, Kamal Sido, in Göttingen. Außerdem machten Gerüchte über erste Verwüstungen von Kirchen in Syrien die Runde.
Gesellschaft für bedrohte Völker warnt vor Islamischen Republik in Syrien
Insgesamt warnte die Organisation vor dem Entstehen einer sogenannten Islamischen Republik in Syrien. Die neuen Machthaber gäben sich in ausländischen Medien zwar moderat, es gebe jedoch Anzeichen dafür, dass sie ihre Versprechen nicht hielten. “Überall in Syrien werden Imame, Mullas und sunnitisch-islamische ‘Gelehrte’ mit staatlichen Aufgaben betraut.” Sollte in Syrien eine “Islamische Republik” entstehen, werde das dramatische Folgen für Minderheiten und Frauen haben.
Der Konflikt habe auch Auswirkungen auf Angehörige syrischer Minderheiten, die nach Deutschland geflüchtet seien, betonte Sido. “Zwischen konservativ gesinnten Syrern, die mit den Islamisten in Syrien sympathisieren, sowie Kurden und Christen aus Syrien kommt es zunehmend zu Konflikten.” Die Politik in Deutschland dürfe die Gefahren des politischen Islams nicht unterschätzen, weder in Syrien noch in Deutschland, hieß es.