Auch an diesem Wochenende sind in zahlreichen nordrhein-westfälischen Städten wieder Menschen gegen die AfD und gegen Rechtsextremismus auf die Straße gegangen. Zu einem Protestzug in Düsseldorf fanden sich am Samstag bereits zur Auftaktkundgebung nach Veranstalterangaben mehrere Zehntausend Menschen ein. „Wir sind hier, weil wir gegen AfD und für den Rechtsstaat und die Demokratie in Deutschland Flagge zeigen wollen“, sagte einer der Organisatoren vor Beginn des Aufzuges, der durch die Innenstadt führte.
Die Großdemonstration in der NRW-Landeshauptstadt – eine von insgesamt etwa 30 am Samstag in Nordrhein-Westfalen – stand unter dem Motto „Gegen die AfD. Wir schweigen nicht! Wir schauen nicht weg! Wir handeln“. Aufgerufen zu der Großdemo hatten die Initiative „Düsseldorf stellt sich quer“, der Deutsche Gewerkschaftsbund und der Düsseldorfer Appell. „Ich kann es nicht fassen, dass wir so viele sind. In Deutschland beginnt etwas Neues“, rief der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Düsseldorf und Sprecher des Düsseldorfer Appells, Heinrich Fucks, den Demonstranten zu.
„Wenn das, was die AfD plant, in Deutschland Realität wird, dann kommen wir alle vor, auch die, die die Demokratie stärken wollen und die, die für Menschenrechte und den Rechtsstaat eintreten“, warnte Fucks mit Hinweis auf das Treffen der AfD mit Rechtsextremen im November vergangenen Jahres in Potsdam, wo die Deportation von Flüchtlingen und Menschen mit Migrationshintergrund diskutiert worden war. „Mit diesem Treffen hat sich die AfD selbst auf Abschiebegleis gesetzt“, kommentierte ein Demonstrationsteilnehmer. Der Theologe Fucks sagte: „Wir wissen jetzt, wie ernst es ist. Wir setzen uns weiter für unsere Demokratie ein und gegen Fremdenfeindlichkeit und Hass und treten der AfD entgegen.“
Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, sagte laut Redemanuskript: „Wir lassen uns als freiheitliche, offene Gesellschaft nicht unsere Werte rauben.“ Wenn Rechtsextreme herumfantasierten, sie könnten Menschen aus Deutschland ausweisen, dann irrten sie gewaltig. „Wer gegen Menschen mit Migrationshintergrund ist, ist gegen alle Menschen in Deutschland. Wer gegen queere Menschen ist, ist genauso gegen alle Heteros. Wer gegen Muslime oder Jüdinnen ist, ist genauso gegen alle Christen.“ Die AfD sei ein Sammelbecken für extremistisches Denken, sie versuche Krisen auszunützen, um Hass und Hetze zu säen, ohne Antworten auf die Herausforderungen der Zeit zu haben.
In der Aachener Innenstadt versammelten sich am frühen Nachmittag nach Angaben der Polizei rund 20.000 Menschen, um gegen Rechtsextremismus zu protestieren. Zudem hatte es zuvor eine Kundgebung gegeben, zu der die Klimaschutzbewegung Fridays for Future aufgerufen hatte und die rund 1.000 Teilnehmer fand. Bei der Kundgebung in der Innenstadt wurden mehrere Plakate sichergestellt – unter anderem, weil sie Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen für ihre Protestbotschaft verwendet hatten.
Weitere Demonstrationen und Kundgebungen waren am Samstag in Großstädten wie Bielefeld oder auch in kleineren Städten wie Bünde, Rösrath oder Wermelskirchen geplant. In Düren fanden sich zu einer Kundgebung nach Polizeiangaben auf dem Kaiserplatz 5.000 Menschen ein. Auch dort wurden demnach Plakate sichergestellt, weil auf ihnen Hakenkreuze zu sehen waren.
Die Proteste standen an diesem Wochenende auch im Zeichen der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz vor 79 Jahren. Der 27. Januar ist der offizielle Gedenktag. Auf dem Roncalliplatz in Köln erinnerten rund 500 Menschen unter dem Motto „Gegen das Vergessen“ an die Opfer der NS-Vernichtungspolitik.