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Material für Weltgebetstags-Thema Palästina umstritten

Nach dem Terrorangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel sorgt die Vorbereitung des Weltgebetstags der Frauen am 1. März durch Frauen aus den palästinensischen Gebieten für Kritik. Die Texte und Bilder der Materialien „dämonisieren Israel“, schrieb der Bochumer evangelische Theologieprofessor Günter Thomas an die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, und EKD-Synodenpräses Anna-Nicole Heinrich vor der am Sonntag in Ulm beginnenden EKD-Synode. Sie müssten auf eine grundlegende Überarbeitung des Materials hinwirken. Das deutsche Weltgebetstags-Komitee hatte bereits angekündigt, die Materialien zu überarbeiten.

„Tatsächlich braucht die Gottesdienstordnung eine Aktualisierung, eine Hinführung oder ein weiteres Vorwort etwa“, erklärte das deutsche Komitee bereits am 25. Oktober. „Wir hoffen auf eine solche Aktualisierung durch das palästinensische Komitee.“ Ergänzend wolle das deutsche Komitee gegebenenfalls eigene aktuelle Bausteine zur Verfügung stellen. „Vom internationalen Komitee des Weltgebetstags hätten wir uns allerdings eine klarere Distanzierung von der Hamas als Terrororganisation und ihrer Gewalt gewünscht“, hieß es in der Erklärung weiter.

Auch der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR) hatte die Organisatorinnen und Organisatoren des Weltgebetstags aufgefordert, die Texte so zu überarbeiten, dass sie den Opfern des Hamas-Israel-Krieges gerecht würden. Das bekannt gewordene Material enthalte „falsche und tendenziös politische Aussagen, die im Zusammenhang als antisemitisch zu klassifizieren sind“, erklärte der Koordinierungsrat Ende Oktober.

Der Theologe Thomas kritisierte eine „tendenziöse Auswahl und Ikonografie“ der bisherigen Texte und Bilder für den Weltgebetstag. Der in Gaza aufgewachsenen jungen Künstlerin Halima Aziz, die das Titelbild des Westfrauentags anfertigte, warf er Antisemitismus vor. Das deutsche Komitee hatte dazu am 25. Oktober erklärt, das Titelbild sei gemeinsam vom internationalen und vom palästinensischen Komitee ausgesucht worden.

„Wir überprüfen die Vorwürfe, Halima Aziz habe sich nach den Anschlägen vom 7. Oktober über die sozialen Medien mit der Hamas solidarisch gezeigt“, schrieb das deutsche Komitee. „Sollten sich diese Vorwürfe bewahrheiten, werden wir uns klar distanzieren und diese Stellungnahme dem jeweiligen Material beilegen.“

Nach Einschätzung von Oberkirchenrätin Wibke Janssen von der Evangelischen Kirche im Rheinland ist die gegenwärtige Situation in Israel und den palästinensischen Gebieten in den bisherigen Entwürfen für den Weltgebetstag nicht berücksichtigt. „Dazu wäre jetzt eine engagierte Auseinandersetzung nötig“, sagte Janssen kürzlich dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Der unabhängige Weltgebetstag ist die weltweit größte ökumenische Basisbewegung von Frauen. Er wird jährlich am ersten Freitag im März in mehr als 150 Ländern mit Gottesdiensten gefeiert. Die Liturgie kommt immer aus einem anderen Land.