Heiliger Geist: Manchmal wünsche ich, es gäbe mehr davon in dieser Welt. Zum Beispiel, wenn ich Nachrichten schaue oder Zeitung lese. Provokation, Streit, Krieg, Verblendung – ach, wie schön wäre es, wenn er etwas öfter unter den Menschen wehte, sie zur Besinnung rufen und zur Vernunft bringen würde. Er muss ja nicht mit Feuerzungen und Brausen vom Himmel kommen, wie es uns die biblische Geschichte vom ersten Pfingstfest erzählt, er kann sich auch leise einschleichen in die Köpfe und Herzen. Aber bedauerlicherweise: Er weht, wo er will, nicht, wo wir wollen.
Für manch einen Gläubigen ist der Heilige Geist der schwierigste Teil unserer christlichen Vorstellung von der Trinität, der Dreieinigkeit von Vater, Sohn und Heiligem Geist, die im Übrigen – wie ich finde – ein ganz wunderbares Geschenk unserer Religion ist. Lässt sie doch viele Möglichkeiten des Glaubens zu: an einen personalen Gott, an den Menschen und den Erlöser Jesus Christus – und eben an eine göttliche Geisteskraft, die Menschen verbinden, Streit überwinden und Gutes schaffen kann. Und dass sie das tut, hat sie nicht nur einmal vor 2000 Jahren in Jerusalem bewiesen, sondern beweist es immer wieder. Auch heute.
Sie allerdings intellektuell zu erfassen, wie es Generationen von Theologen versucht haben, wird ihr am Ende nur zu einem Teil gerecht. Andererseits muss man auch kein religiöser Schwärmer sein oder pfingstlerisch-charismatisch bewegt, um zu verstehen, was der heilige Geist kann – der heilige Geist, den ich hier mit kleinem „h“ schreibe, weil nicht der theologisch-dogmatische gemeint ist, sondern der, der sich auf menschliche Erfahrungen bezieht. Der heilige oder ein heiliger Geist, ein guter Geist, den auch Menschen spüren können, die sich keinesfalls als Christen bezeichnen.