In einer wankelmütigen Wetterwoche war der Freiluft-Jahresempfang des Münchner Regionalbischofs am ersten Julifreitagabend eine riskante Wette, doch Thomas Prieto Peral ließ sich bei der Begrüßung in der Christuskirche München-Neuhausen nichts anmerken: „Glauben heißt, keinen Plan B zu haben“, sagte der Theologe vor den Gästen aus Kirche, Diakonie, internationaler Partnerschaft, Religionsgemeinschaften, Politik und Gesellschaft. Prieto Peral verband den Abend mit einem Plädoyer für mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt. Es brauche mehr „Räume, in denen wir einander wieder in die Augen schauen, und Gespräche, bei denen man im Diskutieren widersprechen darf und trotzdem zusammenbleibt“, sagte der Regionalbischof. Wer im Kopf behalte, dass in jedem etwas von Gottesebenbildlichkeit stecke, könne auch eher „den Mensch hinter der Meinung“ sehen.
Bei der Podiumsdiskussion betonte Andrea Betz, Vorstandssprecherin der Diakonie München und Oberbayern, dass Zusammenhalt kein Selbstläufer sei. Er brauche „verlässliche politische Rahmenbedingungen, die Teilhabe ermöglichen, Armut bekämpfen, soziale Spaltung verhindern – das alles zahlt auf das Konto des Zusammenhalts ein“, so Betz. Es sei auch eine Aufgabe von Kirche und Diakonie, mit diesem Anliegen auf politisch Verantwortliche zuzugehen.
Der Präsident des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs, Hans-Joachim Heßler, stellte fest, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt immer dann gefährdet sei, wenn „Grundrechte unter Druck geraten“. Die höhere Klagebereitschaft der Menschen wiederum lähme die Gerichte: „Es wird mehr gestritten und häufiger gegen Gesetze geklagt“, sagte der Jurist. Viele Menschen seien nicht mehr bereit, erstinstanzliche Urteile zu akzeptieren, sondern wollten „ihre Rechte auf die Spitze treiben“. Weitere Podiumsgäste waren die Referentin für kirchliche Partnerschaften bei Mission EineWelt, Denice Kanda, sowie der Autor und Filmemacher Richard Schneider.
Der Empfang mit dem Motto „Together & Mitanand“ fand in Kooperation mit „Mission EineWelt“ statt, dem landeskirchlichen Zentrum für internationale Partnerschaften. Dessen Direktoren Hanns und Gabriele Hoerschelmann exportierten für den Jahresempfang des Regionalbischofs erstmals ihr markenrechtlich geschütztes Begegnungskonzept der „Lila Nacht“ in eine andere Region Bayerns. „Es ist ganz niederschwellig, die Menschen kommen mit Picknickkörben, essen gemeinsam und kommen ins Gespräch“, erläuterte Gabriele Hoerschelmann am Rande der Veranstaltung.
Für die geladenen und spontanen Gäste in Neuhausen übernahm ein Caterer den Part mit den Picknickkörben, die auf den weiß gedeckten Bierbankgarnituren unter alten Bäumen und lila Wimpelbändern vor der Christuskirche bereitstanden. Gut möglich, dass die „Lila Nacht“ auch noch in anderen Kirchenkreisen ein Exportschlager wird. Wer beim Original dabei sein will, hat am 19. Juli im Garten von Mission EineWelt in Neuendettelsau die Chance dazu. (2014/05.07.2025)