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Landeskirche sucht neues Konzept für europäische Ökumene-Arbeit

Begegnungen, Denkanstöße, Praktika: Ein neues Konzept für die ökumenische Zusammenarbeit der europäischen Kirchen ist das Ziel einer Tagung, zu der die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB) ab Donnerstag (29. Mai) in Augsburg einlädt. „Letztlich geht es um die Frage, wie wir in Europa trotz aller Unterschiedlichkeiten gut und friedlich zusammenleben können“, sagte Volker Napiletzki, Referent für Ökumenische Studienarbeit der ELKB, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wenn sich Vertreterinnen und Vertreter verschiedener lutherischer, reformierter, orthodoxer und anglikanischer Gemeinschaften über existenzielle Fragen des Lebens wie Krieg und Frieden oder Klimagerechtigkeit verständigten, „strahlt das aus in ihre Kirchen und in ihre Gesellschaften“, betonte Napiletzki.

Aber auch für den Austausch über kontroverse Themen wie der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare oder dem Krieg Russlands gegen die Ukraine seien Begegnungen wichtig. „Trotz der unterschiedlichen Positionen merken die Teilnehmer, dass das Gegenüber als Mensch um eine menschliche, aus seinem Glauben begründete Position ringt“, so der Religionspädagoge. Durch solche Gespräche passiere etwas, die Teilnehmer bekämen andere Denkanstöße, statt nur in ihrer Meinungsblase zu verharren. An der Konsultation in Augsburg nehmen Abgesandte aus 16 Kirchen Europas teil, darunter Finnland und Schweden, Serbien und Rumänien, Polen, Tschechien, die Slowakei und England.

Der Ökumenische Studienkurs fand seit 1967 als zehntägige Begegnung im Studienzentrum Josefstal statt und war eng mit der Nagelkreuzgemeinschaft verknüpft, einem Versöhnungsprojekt, das seine Wurzeln im englischen Coventry hat. Auch weil das Studienzentrum sein Gästehaus Ende 2024 schließen musste, war ein neues Konzept nötig geworden. Künftig solle aus dem Kurs eine kontinuierliche „Lerngemeinschaft europäischer Kirchen“ werden, sagte Napiletzki dem epd. Der für Ökumene zuständige Oberkirchenrat Stefan Blumtritt verwies laut einer Mitteilung der Landeskirche auf die Bedeutung eines solchen Austauschs: „Kirchen können so Brücken bauen, gegenseitiges Verständnis fördern und den sozialen Zusammenhalt in Europa stärken.“

Vier Säulen könnten das neue Konzept stützen: Ein verkürzter Präsenzkurs für die Beziehungspflege, Angebote im digitalen Raum sowie zur Pflege der Community und die Möglichkeit zu gegenseitigen Praktika. „Eine Teilnehmerin aus der Slowakei hatte zuletzt auf eigene Kosten bei der finnischen Kirche hospitiert, um deren Konfirmanden-Arbeit kennenzulernen – solche Möglichkeiten wollen wir etablieren“, erklärte der Ökumene-Referent.

Künftig könnten die Präsenzkurse auch in teilnehmenden europäischen Kirchen stattfinden, beispielsweise im rumänischen Hermannstadt oder in der schwedischen Diözese von Skara. Die Entscheidung darüber stehe aber erst nach der Tagung an, die bis Samstag dauert. (1735/26.05.2025)