Der Landesintegrationsrat NRW warnt in der Diskussion um die Aufnahme von Flüchtlingen, Abschiebungen und Obergrenzen für Asylsuchende in Deutschland davor, die Situation der Schutzsuchenden aus den Augen zu verlieren. Es sei wichtig, dass auch in der aktuellen Lage „die Flüchtlinge selbst und ihre Geschichten sowie ihre oftmals prekäre Lebenssituation in Deutschland im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen“, sagte der Vorsitzende des Landesintegrationsrates, Tayfun Keltek, am Donnerstag in Düsseldorf anlässlich des Tags des Flüchtlings (29. September).
Der Tag des Flüchtlings, der stets am Freitag innerhalb der Interkulturellen Woche stattfindet, solle auf die Situation von Schutzsuchenden in Deutschland aufmerksam machen. Die derzeit in der Politik diskutierten „Vorschläge zur Drangsalierung Schutzsuchender“ suchten den Anschluss an die rechtspopulistisch dominierte Debatte zur Änderung des Staatsangehörigkeitsgesetzes, warnte Keltek. Vor dem Hintergrund wachsender Lebenshaltungskosten und der Verdichtung weltweiter Krisen machten sich Unsicherheit und Zukunftsängste in der Bevölkerung breit. „Flüchtlinge sind in dieser Situation gern gesehene Sündenböcke. Ihre Not wird genauso verkannt wie die Chancen, die mit Einwanderung einhergehen“, sagte er.
Der Vorsitzende des Landesintegrationsrates rief dazu auf, an die „Kultur der Offenheit und Aufnahmebereitschaft der Jahre 2015/16“ anzuknüpfen. „Ich bin mir der problematischen Unterbringungssituation in den Kommunen durchaus bewusst“, sagte er. „Trotzdem steht außer Frage, dass wir Flüchtlinge menschenwürdig aufnehmen und ihnen eine echte Perspektive bei uns geben müssen – egal, welche Herkunft sie haben.“ Land und Kommunen seien gefordert, in dezentrale Unterbringungskonzepte zu investieren und flächendeckend Privatwohnungen zur Verfügung zu stellen.