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Land stiftet Preis zu Kirchenimmobilien – “Tropfen auf heißen Stein”

In Baden-Württemberg zeichnet das Wohnungsministerium erstmals kirchliche Projekte aus, die bezahlbaren Wohnraum schaffen. Die Reaktion der Bistümer und Landeskirchen? “Gutes Signal” – und “Tropfen auf den heißen Stein”.

Das Land Baden-Württemberg will mit einem neuen Preis die Umwandlung von leerstehenden kirchlichen Immobilien in bezahlbaren Wohnraum voranbringen. Mit dem Preis “Kirche und bezahlbares Wohnen” würdige man erstmals kirchliche Projekte und Initiativen, “die auf innovative Weise zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum beitragen”, teilte das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen am Montag in Stuttgart mit. Das Land wolle so die Kirchen und Kommunen landesweit dabei unterstützen, “das große kirchliche Potenzial für Wohnraum zu heben”, sagte Ministerin Nicole Razavi (CDU).

Bistümer und Landeskirchen in Baden-Württemberg begrüßten den neuen Preis grundsätzlich, fanden aber auch kritische Worte. Die Erzdiözese Freiburg erklärte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), der neue Landespreis setze “ein gutes Signal”. Er mache gelungene Beispiele sichtbar und stärke Kooperationen zwischen Kirche, Kommunen und Wohnungswirtschaft. Teilnehmen können Kirchengemeinden, kirchliche Träger, Initiativen, Planer sowie Vertreter der Bauwirtschaft und des Handwerks. Das Gesamtpreisgeld beträgt 50.000 Euro. “Wir betreten hier Neuland”, sagte Razavi. Bewerbungen seien bis einschließlich 12. Oktober 2025 möglich.

Der Generalvikar der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Clemens Stroppel sagte der KNA, wenn das Land nun einen mit 50.000 Euro dotierten Preis auslobe, dann erscheine dies “eher wie ein Tropfen auf den heißen Stein”. Nicht nur im Blick auf den “jährlich dringenden Bedarf von 50.000 Wohnungsneubauten”, sondern auch im Blick auf den “Aufwand für auf innovative Weise errichteten bezahlbaren Wohnraum oder qualitätsvoll aktivierten Wohnraum”, so Stroppel.

Der Rottenburger Generalvikar betonte: “Die Kirchen werden es nicht richten können! Die relevanten baurechtlichen Stellschrauben und Hebel finanzieller Förderung liegen nicht in der Hand der Kirchen!”

Das Ministerium betonte: “Schätzungen zufolge werden in Baden-Württemberg in den kommenden 10 bis 15 Jahren rund 5.000 kirchliche Immobilien und Liegenschaften frei.” Mit dem Preis sollen Projekte gewürdigt werden, “die kirchliche Immobilien transformieren, Leerstand aktivieren oder durch Neubau auf kirchlichem Grund neue Perspektiven für bezahlbaren Wohnraum schaffen”, so Razavi.

“Wir prüfen, ob und mit welchen Projekten wir uns beteiligen”, sagte der Sprecher des Erzbistums Freiburg, Michael Hertl. “Wir arbeiten seit Jahren daran, kirchliche Liegenschaften – wo es sinnvoll und möglich ist – für bezahlbaren Wohnraum zu öffnen, zum Beispiel durch Umnutzungen, Nachverdichtung oder Erbbaurechtsmodelle in Zusammenarbeit mit kommunalen und zivilgesellschaftlichen Partnern”, erläuterte er.

Doch ist der neue Preis nicht auch eine Aufforderung des Landes an die Kirchen, zügiger in diesem Bereich tätig zu werden? “Der Preis ist für uns Ansporn und Unterstützung, kein Vorwurf”, sagte Hertl. “Tempo und Umfang werden jedoch stets von Faktoren wie Denkmalschutz, Baurecht, Wirtschaftlichkeit und der Sicherung pastoraler Aufgaben vor Ort bestimmt. Wo diese Voraussetzungen gegeben sind, treiben wir Projekte zügig voran.”

Generalvikar Stroppel verwies auf die “Kirchliche Wohnrauminitiative” der Diözese Rottenburg-Stuttgart: 2018 mit 10,9 Millionen Euro ausgestattet und 2019 um 1,5 Millionen Euro erhöht, seien mit diesen diözesanen Mitteln seither durch den Diözesancaritasverband 46.000 Quadratmeter Wohnfläche akquiriert, 702 Wohnungen vermittelt und 1.794 Menschen mit Wohnraum versorgt und begleitet worden. Darüber hinaus stelle die diözesane “Stiftung Lebensraum für die Familie und soziales Wohnen” 50 bezahlbare Wohnungen für Familien zur Verfügung und vielfältige Unterstützungen in Notsituationen.

Stroppel verwies auch darauf, dass beim Wohnungsbau die Diözese Rottenburg-Stuttgart Hauptgesellschafter der Siedlungswerk GmbH Wohnungs- und Städtebau sei. Gegründet 1948, habe diese seither 32.692 Immobilien gebaut, 23.402 im Verwaltungsbestand und 5.748 Mieteinheiten im Anlagevermögen. “Von diesen 5.748 eigenen Mieteinheiten sind 3.119 oder 54 Prozent Wohnungen mit Sozialbindung”, sagte er.

Die badische evangelische Landeskirche erklärte: “Der Preis ermöglicht, Best-Practice-Beispiele einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, damit eine größere Öffentlichkeit davon profitieren kann.” Das Land versuche an verschiedenen Stellen, “die Kirchen bei den herausfordernden Veränderungsprozessen zu unterstützen”.