In Zusammenarbeit mit dem Kinoportal filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission bietet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Kurzkritiken zu Filmen an, die ab Donnerstag, 17. Oktober, in den deutschen Kinos anlaufen – sortiert nach Bewertung (siehe unten) und bei gleicher Anzahl der Sterne nach Alphabet:
Der Tod des Großvaters zwingt eine chronisch überarbeitete junge Karriere-Frau, zurück ins Dorf ihrer Kindheit zu reisen. Dort begegnet ihr die Gemeinde mit Ablehnung, da sie dem Verstorbenen die Schuld an einer Trinkwasser-Misere gibt. Zusammen mit einem kleinen Nachbarsjungen versucht die Frau, das Geheimnis des verschwundenen Wassers zu lösen, und lernt dabei, sich den eigenen Dämonen zu stellen. Formal expressive Mischung aus Zeichentrick- und Stop-Motion-Animationsfilm, in der (gute) Dämonen als Helfer gegen die Verbohrtheit der Menschen fungieren. Die dramatische, mitunter grimmige Familiengeschichte verdichtet sich wunderbar zu einem märchenhaften Abenteuer für Jung und Alt. – Sehenswert ab 6.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622921/all-unsere-damonen
Ein junger israelischer Soldat desertiert während eines Einsatzes der Streitkräfte im Gaza-Streifen. Während er sich auf einer existenziellen Odyssee durch Tel Aviv mit Fragen nach der Zukunft und der Sehnsucht nach Gegenwart konfrontiert sieht, glaubt die Regierung, er sei von der Hamas entführt worden, und verstärkt den Militäreinsatz. Das Drama zeigt das Dilemma einer jungen Generation von Israelis in Zeiten des Krieges auf und reichert die Thriller-Handlung mit gesellschaftskritischen, aber auch komischen Elementen an. Dabei ist der vor dem 7. Oktober 2023 gedrehte Film weniger ein Kommentar zum Nahostkonflikt als zur generellen Herausforderung, eine Haltung zur Welt einzunehmen. – Sehenswert ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621461/der-verschwundene-soldat
Ein biografisches Drama um die NS-Widerstandskämpferin Hilde Coppi (1909-1943, Liv Lisa Fries), die zusammen mit ihrem Mann Hans zur “Roten Kapelle” gehörte. Der Film zeichnet ihre letzten Lebensmonate nach – von der Verhaftung 1942 über die Haft im Frauengefängnis Barnimstraße, wo sie einen Sohn zur Welt bringt, bis zur Hinrichtung durch das Fallbeil in Berlin-Plötzensee. Die Montage kreuzt dies a-chronologisch mit Impressionen aus der Vorgeschichte des Paares. Der hoffnungs- und lebensvolle Erzähltonfall dieser Rückblenden, die in der Seenlandschaft um Berlin angesiedelt sind, dient als markante Kontrastfolie zur erschütternden Passionsgeschichte, die Coppi ohne Effekthascherei als Opfer- und Märtyrerinnenfigur zeichnet, an deren Schicksal sich die Unmenschlichkeit des NS-Regimes offenbart. Der Film ist auch der aktuelle “Kinotipp der Katholischen Filmkritik” – Sehenswert ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/619570/in-liebe-eure-hilde
In den 1970er-Jahren lernt der Immobilien-Erbe Donald Trump (Sebastian Stam) den wegen seiner Skrupellosigkeit gefürchteten Anwalt Roy Cohn kennen, der ihn unter seine Fittiche nimmt und in einschlägige Kreise in Manhattan einführt. Damit beginnt der Aufstieg Trumps, den der kurzweilige Film mit einer Fülle weitgehend chronologisch angeordneter Anekdoten nacherzählt. Der grandios gespielte und im 16mm-Retro-Look gedrehte Film rekapituliert den ersten Teil von Trumps Karriere bis ins Jahr 2003, als Trump von dem Fernsehproduzenten Mark Burnett für die “The Apprentice”-Show gewonnen wurde. Ein zwischen (Real-)Satire und einer Groteske über pathologischen Narzissmus schillerndes Porträt des US-Politikers. – Sehenswert ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622774/the-apprentice-the-trump-story
Seit dem Aufkommen des Massentourismus haben die einst ehrfurchtgebietenden Gebirge ihren Nimbus eingebüßt und sind teils auf banale Unterhaltungsfunktionen geschrumpft. Doch allmählich macht sich ein Umdenken breit. Der Dokumentarfilm versammelt neun Menschen, die sich auf unterschiedliche Weise mit Bergen befassen. Eine Biologin, ein Glaziologe, eine Bergführerin und andere, die intensiv den Phänomenen der Bergwelt nachgehen, kommen zu Wort. Aus Beobachtungen, persönlichen Geschichten und wissenschaftlichen Forschungen entwirft der Film ein faszinierendes Kaleidoskop der alpinen Welt, ohne Postkarten-Idyllen, Heimattümelei oder holzschnittartige Deutungen zu bemühen. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622452/bergfahrt
Die flache Gegend um das brandenburgische Städtchen Wünsdorf diente seit dem 19. Jahrhundert wechselnden Machthabern als militärisches Übungsgebiet, in dem während der DDR-Zeit bis zu 50000 Soldaten stationiert waren. Seit der Wende wird über die künftige Nutzung des Areals intensiv diskutiert, wobei die Wunschvorstellungen der Bürger zumeist mit der Trägheit der Bürokratie kollidieren. Der mit offenen Augen auf die Welt blickende Dokumentarfilm nimmt an dem vielfältigen Ringen teil, ohne sich mit einzelnen Positionen gemein zu machen, und wird gerade dadurch zu einem Gradmesser für die Gegenwart. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623505/krieg-oder-frieden
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Ein überheblicher Biber gefährdet den ganzen Wald, als der See durch einen von ihm gebauten Staudamm über die Ufer tritt. Die übrigen Waldbewohner versuchen gemeinsam, der Bedrohung Herr zu werden, allerdings funken ihnen ihre jeweiligen Charakterschwächen zu Beginn stark dazwischen. Der sehenswert animierte Kinderfilm kombiniert eine Abenteuergeschichte über Freundschaft und Zusammenhalt mit witzigen Figuren, die aber letztlich oberflächlich bleiben. Die sympathische, aber vorhersehbare Beschwörung der Kraft von Freundschaft gegen Eigensinn und Größenwahn trägt zudem nur bedingt auf Spielfilmlänge. – Ab 8.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622498/fuchs-und-hase-retten-den-wald
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Eine Legende besagt, dass in dem Urashima-Tunnel jeder Wunsch erfüllt wird. Doch der magische Tunnel beschleunigt nur die Zeit. Schon wenige Stunden in seinem Inneren bedeuten Stunden in der realen Welt. Ein junger Oberschüler und eine neue, rätselhafte Mitschülerin erkunden zusammen den Tunnel in der Hoffnung, die tragisch verstorbene Schwester des Jungen zurückzubringen. Der Anime verbindet die Gefühlswelt der Heranwachsenden mit der Relativitätstheorie, verfügt aber nicht – wie vergleichbare Werke wie “Your Name” – über die Bildgewalt, die es braucht, um die Liebe als Grundgesetz der Physik zu behaupten. – Ab 14.
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Eine Handvoll Umweltaktivisten gründete 1992 in der münsterländische Provinz die Organisation “urgewald”, die sich bald damit einen Namen machte, dass sie die finanziellen Verflechtungen von Projekten aufdeckte, welche die Umwelt schädigen oder Menschenrechte verletzen. Aus diesen Aktivitäten resultierte bei Banken, Investoren und Versicherern ein gewisses Umdenken. So konnte der Verein den Bau eines Staudamms und eines Atomkraftwerks verhindern, außerdem blockierte “urgewald” Investitionen in fossile Energieträger im großen Stil. Der Dokumentarfilm zeichnet die Geschichte der Gründungsgruppe nach, aus der sich eine einflussreiche Organisation entwickelt hat. Neben den Gründerinnen und Gründern kommen auch prominente Wegbegleiter wie Jürgen Trittin, Claudia Kemfert und Luisa Neubauer zu Wort. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de:https://www.filmdienst.de/film/details/623406/urgewald-auf-den-spuren-des-geldes
Eine Journalistin nimmt mit jungen Unternehmern an einem Motivationsseminar in Thailand teil. Der manipulative Coach schwört nicht nur auf Skrupellosigkeit und Selbstausbeutung als Mittel, um hohe Follower-Zahlen zu erreichen, sondern auch auf Hexerei. Die allerdings erweist sich bald als tückisch, als die Geister ums Leben gekommener Influencer sich gegen die angehenden Social-Media-Stars wenden. Eine verquaste Mischung aus Horror- und Social-Media-Satire, deren Erzählung durchweg beliebig und inkonsequent bleibt. Die Ästhetik bewegt sich auf konturlosem Low-Budget-Niveau, so dass sich weder Schrecken noch Spannung und schon gar keine tiefere Erkenntnis ausbreitet. – Ab 16.Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de:https://www.filmdienst.de/film/details/623602/influenza
Ein Agent der amerikanischen Rauschgiftbehörde DEA verfolgt seit Jahren einen taiwanesischen Drogengangster. Mit Hilfe von dessen jugendlichem Stiefsohn könnte ihm das Handwerk gelegt werden, sodass der DEA-Agent für ein Wochenende nach Taipeh reist. Dort begegnet er jedoch auch seiner Ex-Partnerin wieder, die mittlerweile mit dem Gangster verheiratet ist. Der weidlich mit touristischen Bildfolgen ausgestattete Thriller bietet eine seltsame Mischung aus längeren Sequenzen, in denen das frühere Paar die eigene Vergangenheit aufarbeitet, und routinierten Action-Passagen. Doch mangels eines originellen Zugriffs bleibt der Film auch in seinem Genreanteil belanglos. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de:https://www.filmdienst.de/film/details/623250/weekend-in-taipei
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ZU DEN BEWERTUNGEN NACH ANZAHL DER STERNE:
5 Sterne: herausragend, ein Meisterwerk
4,5 Sterne: eindrucksvoll, ausgefeilt, lange nachwirkend
4 Sterne: sehr gut, ambitioniert, lohnenswert
3,5 Sterne: beachtlich, gekonnt, anregend
3 Sterne: solide und interessant
2,5 Sterne: ganz okay, guter Durchschnitt
2 Sterne: wenig aufregend, Mittelmaß
1,5 Sterne: inkonsequent, mit Schwächen
1 Stern: dürftig, enttäuschend
0,5 Sterne: schlicht, dilettantisch
0 Sterne: ärgerlich, anstößig, eine Zumutung