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Kurienkardinal Paul Josef Cordes mit 89 Jahren gestorben

Er leitete viele Jahre den für karitative Fragen zuständigen Päpstlichen Rat “Cor Unum”. Für die Weltjugendtage erarbeitete Paul Josef Cordes das maßgebliche Konzept. Nun ist der Sauerländer mit 89 Jahren gestorben.

34 Jahre lang, als dienstältester deutscher Kurienbischof, war Paul Josef Cordes eine wichtige Figur im Vatikan. Als Vizepräsident im Laienrat gehörte er zu den maßgeblichen Initiatoren der Weltjugendtage. Als Leiter des Caritas-Ministeriums “Cor unum” vertrat er Papst und Kirche an den Katastrophenpunkten der Welt. Als Kardinal nahm er am Konklave 2013 teil, bei dem Papst Franziskus gewählt wurde. Nach seiner Pensionierung 2010 widmete sich Cordes vor allem theologischen Themen. Am Freitag ist der aus dem Sauerland stammende Geistliche im Alter von 89 Jahren in Rom gestorben, wie das Erzbistum Paderborn der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) bestätigte.

Dass Cordes 1980 an den Vatikan kam, verdankte er einer Zufallsbekanntschaft: Als im September 1978 der damalige Krakauer Kardinal Karol Wojtyla mit einer polnischen Bischofsdelegation die Bundesrepublik besuchte, wurde der junge Paderborner Weihbischof Cordes zu seiner Begleitung abgestellt. Bei den langen Autofahrten quer durch Deutschland lernten die beiden sich kennen. Ein gutes Jahr nach seiner Wahl berief Papst Johannes Paul II. Cordes nach Rom.

Hier machte sich der am 5. September 1934 in Kirchhundem geborene Cordes, der in Münster und Lyon studiert und 1971 beim späteren Kardinal Karl Lehmann promoviert hatte, bald einen guten Namen. Zum außerordentlichen Heiligen Jahr 1983/84 organisierte er ein internationales Jugendtreffen so erfolgreich, dass Johannes Paul II. daraus eine feste Institution machte. Die Weltjugendtage wurden zur größten Veranstaltung des katholischen Lebens.

Als zweiter Mann im Laienrat förderte Cordes zudem die Geistlichen Gemeinschaften, die Glaube und Christentum nicht nur pflegen und verwalten, sondern auch missionarisch ausbreiten, wie er einmal sagte. Seit einigen Jahren werden manche dieser innerkirchlichen “Bewegungen” vom Vatikan allerdings kritischer gesehen.

Als Präsident von “Cor unum” koordinierte der polyglotte Kirchenmann ab 1995 für 15 Jahre kirchliche Hilfsarbeit. Diese dürfe nicht eine humanitäre Hilfstätigkeit unter vielen anderen sein, sondern müsse ein klares christliches Profil haben, mahnte er immer wieder. In diesem Amt reiste Cordes ständig in die Krisenregionen der Welt, aber auch in die Machtzentralen, um Hilfe zu ermöglichen. Als erster Vatikanvertreter besuchte er Darfur, leistete er Hilfe im Kosovo und in Ruanda, er koordinierte Caritas-Maßnahmen beim Tsunami in Südasien.

Erst 2007, gegen Ende seiner aktiven Amtszeit, wurde Cordes Kardinal. Als Titelsitz erhielt er San Lorenzo in piscibus, die Kirche des vatikanischen Jugendzentrums, von dem die Weltjugendtage ihren Ausgang genommen hatten.

Die lange Tätigkeit im Vatikan hat den Geistlichen aus dem Erzbistum Paderborn mitnichten italianisiert. Cordes behielt sich das nüchterne Naturell seiner ostwestfälischen Heimat, das Wert auf Klarheit und Ordnung legt. Trotzdem fühlte er sich in Rom zu Hause und hielt auch mit Kritik an manchen kirchlichen Entwicklungen in Deutschland nicht hinter dem Berg. Zu Johannes Paul II. hatte er einen engen Kontakt. Er verteidigte ihn entschieden gegen Vorwürfe und Vorurteile.

Auch mit Benedikt XVI. verband den deutschen Kurienmann ein freundschaftliches Vertrauensverhältnis. Er arbeitete maßgeblich an dessen erster Enzyklika “Deus caritas est” von 2006 mit. Papst Franziskus sei es von Anfang an gelungen, weltweit Sympathie und Vertrauen zu wecken, schreibt Cordes in seiner Autobiografie.

Mit 80 Jahren musste Cordes 2014 altersgemäß seine verbliebenen Kurienämter niederlegen. Seither hielt er Vorträge, schrieb Bücher und vertrat den Papst als Delegaten bei Kirchenjubiläen, etwa im April 2017 im kasachischen Karaganda. Entschieden wandte sich Cordes gegen Gottvergessenheit und Verweltlichung. Bei einer Rede in München äußerte er sich schockiert über eine Studie, wonach für 85 Prozent der deutschen Katholiken Gott nur noch ein “vages Gefühl” oder eine “anonyme Macht über den Wolken” sei, und nicht ein personales Du. Diesem Trend suchte er bis zuletzt gegenzusteuern.

Seit rund einer Woche befand sich der Hochbetagte nun in einer römischen Klinik. Dem Sauerland bleibt er auch nach seinem Tod treu: Cordes wird in seinem Heimatort Kirchhundem beigesetzt.