DÜSSELDORF – Die Graf Recke Stiftung freut sich mit Hobby-Rapper Diego über seinen Auftritt in der Casting-Show „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS). „Diego geht es gut, er ist stolz auf das Erreichte“, sagte der Theologische Vorstand der Stiftung, Pfarrer Markus Eisele, dem Evangelischen Pressedienst. Der 21-Jährige, der wegen seiner psychischen Erkrankung von der Düsseldorfer Stiftung betreut wird, sei souverän mit seinem Auftritt umgegangen. „Wir freuen uns, dass er teilgenommen hat und seinen Wunsch verwirklichen konnte.“ Diego hatte am vergangenen Samstag die Qualifikation für den nächsten Auftritt in Südafrika geschafft.
Der junge Mann mit dem selbst gewählten Künstlernamen Diego lebt aufgrund einer drogenindizierten Psychose seit rund zwei Jahren in einem stationären Wohnhaus in Düsseldorf und wird vom Sozialpsychiatrischen Verbund der Stiftung betreut. Nach seinem im Januar ausgestrahlten Rap-Auftritt vor der DSDS-Jury um Dieter Bohlen und dem anschließenden Bekanntwerden seiner Erkrankung war eine medienethische Debatte losgebrochen.
Mit seinem akrobatischen Auftritt, bei dem Diego auch wirre Angaben zu seiner Person gemacht hatte, sei er keineswegs vorgeführt worden, betonte Eisele. Diego sei von seinen Betreuern auf das spezielle Format von DSDS und die mediale Resonanz vorbereitet worden. Und wenn nicht die „Bild“-Zeitung mit der Schlagzeile „DSDS-Skandal um psychisch Kranken – Kandidat kam direkt aus der Anstalt zu Bohlen“ getitelt hätte, wäre Diegos Darbietung samt Salto vom Jury-Tisch ein exzentrischer Auftritt geblieben, betonte der Theologe.
Mit der Wortwahl „psychisch Kranker“ auf der Titelseite sei der Musikbegeisterte auf seine Krankheit reduziert worden, kritisierte Eisele. Die Formulierung „direkt aus der Anstalt“ skandalisiere und schüre Vorurteile. Noch bedenklicher sei, dass die Wahl der Schlagzeile zeige, dass in der Gesellschaft Verständnis für Behinderte fehle. Das habe sich auch in vielen Äußerungen in sozialen Netzwerken wiedergefunden.
Die Graf Recke Stiftung stehe zu ihrer Entscheidung, Diego die Teilnahme an der Casting-Show zu ermöglichen, unterstrich Eisele. „Diego hat teilgenommen, weil er teilnehmen wollte.“ Dass die Show selbst die Zuschauer nicht über Diegos Erkrankung informiert habe, sei richtig gewesen. epd
Siehe auch Kommentar Seite 5.