Artikel teilen:

Künftige Anglikaner-Primas blickt hoffnungsvoll auf junge Generation

Erstmals seit ihrer Ernennung besuchte die künftige Erzbischöfin von Canterbury, Sarah Mullally, Deutschland. In Berlin sprach sie zum Reformationstag über christliches Interesse bei jungen Menschen.

Die designierte Erzbischöfin von Canterbury, Sarah Mullally (63), sieht eine “stille Erweckung” bei jungen Menschen. “Aus ganz unterschiedlichen Communitys kommend entdeckt eine neue Generation Hoffnung – sowohl in der christlichen Botschaft als auch in bestehenden christlichen Gemeinden”, sagte das künftige geistliche Oberhaupt der Kirche von England am Freitagabend in einem Gottesdienst zum Reformationstag in Berlin. Mullally bezog sich auf eine Umfrage der christlich-karitativen Organisation Bible Society Anfang des Jahres unter jungen Erwachsenen.

Dies decke sich mit ihren eigenen Beobachtungen als derzeitige Bischöfin von London, erklärte sie. Es war ihr erster öffentlicher Auftritt in Deutschland, seit König Charles III. sie Anfang Oktober zur neuen Erzbischöfin von Canterbury und damit zum geistlichen Oberhaupt der Church of England und Ehrenoberhaupt der anglikanischen Kirchengemeinschaft ernannte. Sie ist die erste Frau in diesem Amt, das sie voraussichtlich im März antreten wird.

Eine Herausforderung sei es, dass es bei der Arbeit mit jungen Leuten nicht darum gehe, Menschen wieder in die Kirchen zurückzuholen. “Es kommen Menschen zu uns, die vorher noch gar nicht in Kontakt mit der Kirche waren”, betonte die künftige Erzbischöfin. Wichtig sei es, über Glaubensfragen und Sinnsuche zu sprechen und dabei auch “die scheinbar unlösbaren Probleme unserer Zeit anzugehen”. Als Beispiele nannte sie Ungerechtigkeit, Ungleichheit, Klimawandel. Zudem wolle sie eine Alternative zum “individualistischen, wettbewerbsorientierten und materialistischen Weltbild” bieten, das westliche Gesellschaften in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend geprägt habe.

Ein “Vermächtnis der Reformation” sei die biblische Bildung, die in der jungen Generation erneut auf verstärktes Interesse stoße. “Die Reformation war der Versuch, die Bibel wieder zum Herzstück des kirchlichen Lebens zu machen – nicht sie als Privatbesitz einzelner Leser zu verstehen”, sagte Mullally. Heute müssten Christinnen und Christen “unser Vertrauen in das Evangelium stärken – nicht auf der Grundlage von Emotionen oder Gefühlen, sondern auf dem Wort Gottes”.

Die Grundprinzipien der Reformation würden von jungen Menschen neu entdeckt, zeigte sich Mullally überzeugt: “Wir können niemals Frieden, Sicherheit oder Selbstwert durch unsere eigenen Leistungen finden – ganz gleich, wie groß oder klein sie sind.” Stattdessen gelte es, auf Gottes Wort zu hören, das uns sage, “dass wir geschaffen und geliebt sind und uns in Christus vergeben ist – ganz unabhängig von unseren eigenen Errungenschaften”.