Die Pläne der Bundesländer zur weitgehenden Auflösung des Kultursenders 3sat stoßen bei Medienschaffenden auf Protest. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) forderte am Freitag, das Vorhaben ersatzlos zu streichen. 3sat-Moderator Gert Scobel sprach von einer „populistischen Idee“. Nach Plänen der Rundfunkkommission der Bundesländer sollen die Inhalte von 3sat teilweise oder vollständig im deutsch-französischen Kulturkanal Arte aufgehen.
Der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster erklärte: „Eine Zusammenlegung von zwei Sendern, die nicht zusammenpassen, führt nicht zu deren Stärkung, sondern bereitet den Weg in die mediale Bedeutungslosigkeit.“ Darüber hinaus sei mit der Vernichtung qualitativ hochwertiger journalistischer Arbeitsplätze zu rechnen. „Das können wir nicht akzeptieren.“
In einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ betonte Moderator Scobel, in der aktuellen politischen Situation sei fundierte Information besonders wichtig. Im Gegensatz zu den meisten Talkshows könne in den Kultursendern noch „erlebt werden, wie tatsächlich öffentlich und miteinander gedacht wird“.
Es sei „eine populistische Idee, abschalten zu wollen, was auf den ersten Blick sperriger erscheint als Mainstream“, kritisierte der Journalist. Bei dem Vorhaben der Länder werde zudem vergessen, dass 3sat weitaus mehr als sei als Kultur, schrieb Scobel mit Blick auf Sendungen über Bildung, Wissenschaft oder Philosophie.
Nach den Plänen der Rundfunkkommission der Bundesländer sollen insgesamt mindestens 16 ARD-Hörfunkkanäle und knapp die Hälfte der zehn TV-Spartensender von ARD und ZDF wegfallen. Das geht aus dem Entwurf für den Reformstaatsvertrag für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk hervor, den die Kommission kürzlich veröffentlicht hatte. Stellungnahmen zum Text können bis zum 11. Oktober auf der Webseite der Kommission eingereicht werden.
3sat-Koordinatorin Natalie Müller-Elmau hatte sich am Mittwoch „ein bisschen überrascht“ über die Pläne gezeigt. Ihr fehle noch „die Fantasie, wie das alles funktionieren soll“, sagte sie dem Deutschlandfunk. Ein Tag habe nur 24 Stunden, und sowohl Arte als auch 3sat hätten ausreichend Programm für 24 Stunden. Was dann wegfalle, sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar.
Die Senderchefin verwies auch darauf, dass 3sat ein Drei-Länder-Sender sei. „Das heißt, wir in Deutschland können das auch alles überhaupt gar nicht allein entscheiden.“ 3sat wird von ARD und ZDF gemeinsam mit dem Österreichischen Rundfunk (ORF) und der Schweizer SRG SSR betrieben.
Der ORF betonte, 3sat sei für den österreichischen Sender ein „wichtiges Programmfenster“ in den deutschsprachigen Raum. In den kommenden Wochen werde der Sender „in einen intensiven Austausch“ mit den Intendanten der Partneranstalten treten, sagte eine ORF-Sprecherin dem epd: „Essenziell für den ORF ist dabei, dass die hochqualitativen heimischen TV-Produktionen weiterhin einem internationalen Publikum zugänglich bleiben.“ Die Schweizer SRG SSR teilte mit, dass sich der Sender nicht zur laufenden Rundfunkreform in Deutschland äußere.
Eine auf der Plattform innn.it gestartete Petition für den Erhalt von 3sat hatten bis Freitagnachmittag rund 25.000 Menschen unterschrieben. Zu den Erstunterzeichnern gehören unter anderen der FDP-Politiker Gerhart Baum, die Schriftstellerin Sibylle Berg und der Politikwissenschaftler Hajo Funke.