“Früher war mehr Lametta…” – Wie Loriots legendärer Opa Hoppenstedt verbindet wohl jeder seine eigenen Vorstellungen mit Weihnachten. Doch immer weniger wissen, warum eigentlich gefeiert wird – ob mit oder ohne Lametta.
Alle Jahre wieder feiern Milliarden Menschen in aller Welt Weihnachten, nicht nur fromme Christen. Was steckt hinter dem Fest? Wann wird es gefeiert und warum ausgerechnet an diesem Termin? Was haben Ochs und Esel damit zu tun? Und was Tannenbaum und Krippe? Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) beantwortet wichtige Fragen rund um das Fest:
Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu. Christen glauben, dass Gott Mensch wird, indem er seinen Sohn als neugeborenes Kind auf diese Welt schickt. Aus Liebe zu den Menschen will Gott sie durch Jesus erlösen. Daher gilt Weihnachten auch als Fest der Liebe.
Das Wort “Weihnachten” kommt aus dem Mittelhochdeutschen und heißt so viel wie geweihte oder heilige Nächte. In anderen Sprachen erinnern Begriffe wie Christmas, Natale, Navidad oder Noel an Christus oder an die Geburt.
Das tatsächliche Datum der Geburt Jesu ist unbekannt. Unterschiedliche Traditionen führen dazu, dass Katholiken, Protestanten und ein Teil der orthodoxen Christen am 25. Dezember feiert – nach dem hierzulande gültigen Gregorianischen Kalender. Der andere Teil der Orthodoxie ist beim 25. Dezember nach dem älteren Julianischen Kalender geblieben. Das entspricht dem 7. Januar im Gregorianischen Kalender.
Erstmals belegt ist die Feier am 25. Dezember im Jahr 336. Einige Historiker gehen davon aus, die Kirche habe den Termin bewusst gewählt, um das von den römischen Kaisern 274 eingeführte heidnische “Geburtsfest des unbesiegbaren Sonnengottes” (“sol invictus”) um die Wintersonnenwende neu zu deuten. Jesus wird auch oft als “Licht der Welt” charakterisiert.
Interessanterweise erzählen zwei der vier Evangelien – die von Markus und Johannes – gar nichts davon. Im Matthäus-Evangelium wird die Geburt nur kurz erwähnt. Ausführlich kommt sie dagegen bei Lukas vor, was die Vorstellungen von Weihnachten bis heute prägt.
Das fängt an mit der Volkszählung, weshalb sich Josef und die schwangere Maria auf den Weg machen müssen von Nazareth nach Bethlehem. Danach kommen die vergebliche Suche nach einer Herberge und die Zuflucht in einem Stall, wo das Kind dann auch zur Welt kommt.
Lukas erzählt auch von den Hirten auf den Feldern, denen ein Engel verkündet: “Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.” Das Ganze soll sich bei Bethlehem zugetragen haben. In der knapp zehn Kilometer von Jerusalem entfernten palästinensischen Stadt steht heute die Geburtskirche.
Der Brauch geht vor allem auf den heiligen Franziskus von Assisi zurück, der vor gut 800 Jahren – am 24. Dezember 1223 – mit lebenden Tieren und Menschen die Weihnachtsgeschichte nachstellte. Dabei orientierte er sich am Lukas-Evangelium mit dem Kind in der Futterkrippe, Maria, Josef, Hirten und Schafen. Er wollte den Menschen konkret vor Augen führen, was damals geschah. Wichtig war ihm dabei auch, dass Gott seinen Sohn nicht in einem Palast zur Welt kommen ließ, sondern in ärmlicher Umgebung. Erste Krippen im heutigen Sinne als figürliche Darstellung der Geburt Jesu gab es im 16. Jahrhundert in Italien und Spanien.
In der Bibel kommen die Tiere selbst nicht vor, nur ihr Futtertrog. Aber schon im vierten Jahrhundert gab es Darstellungen mit Ochs und Esel neben dem Jesuskind. Es gibt Deutungen, wonach sie zum einen die Juden symbolisieren und zum anderen die Heiden, also die Menschen, die nicht an Gott glauben.
Hier gibt es verschiedene Belege und Deutungen: Erste Berichte über geschmückte Tannenbäume oder Christbäume zum Fest stammen aus dem 16. Jahrhundert. Manche Experten führen den Brauch auf die Schöpfungsgeschichte in der Bibel zurück, weil am Heiligabend (24. Dezember) der Namenstag von Adam und Eva gefeiert wird.
Aus diesem Anlass gab es sogenannte Paradiesspiele. Dazu gehörten auch mit Äpfeln geschmückte Paradiesbäume, weil Adam und Eva nicht die Früchte vom Baum der Erkenntnis essen sollten. Lange blieben Weihnachtsbäume in Häusern den wohlhabenden Kreisen vorbehalten. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts konnte sich der Tannenbaum als Symbol des Festes in Deutschland in allen Schichten durchsetzen und danach von dort aus seinen Siegeszug in alle Welt antreten.
Anfangs gab es skeptische Stimmen gegen die “Äußerlichkeit”, die vom Kern der Botschaft der Menschwerdung Gottes ablenken könnte. Dann wurde der Christbaum zuerst zu einem vorwiegend evangelischen Brauch, der zum Teil auch als Gegensymbol zur eher katholischen Krippe verstanden wurde. Seit Ende des 19. Jahrhunderts schmückt er aber auch viele katholische Wohnzimmer. Oft wird der immergrüne Tannenbaum auch so gedeutet, dass sein Grün das Leben symbolisiert und die Kerzen die Wiederkehr des Lichts.
Der Brauch, sich gegenseitig zu beschenken, erinnert vor allem daran, dass Gott die Menschen so sehr liebt, dass er ihnen sogar seinen eigenen Sohn schenkt. Andere Deutungen besagen, dass die Geschenke auch an die Gaben der Heiligen Drei Könige erinnern sollen. Die “Bescherung” findet hierzulande meist an Heiligabend statt, in anderen Ländern liegen die Geschenke am Morgen des 25. Dezember unter dem Baum. Seit vielen Jahren wird immer wieder kritisiert, dass das religiöse Fest bei vielen Menschen kaum noch eine Rolle spiele. Stattdessen werde Weihnachten immer stärker kommerzialisiert und zum Geschenkefest.
Für viele Menschen gehört es weiterhin zu den festen Ritualen, Weihnachten auch einen Gottesdienst zu besuchen. Besonders populär sind dabei die meist sehr stimmungsvollen Christmetten am Heiligabend oder in der Nacht zum ersten Weihnachtstag.
Dieses Jahr planen laut einer Umfrage der Universität der Bundeswehr in München 16 Prozent der Deutschen einen entsprechenden Kirchgang. 2023 seien es 15 Prozent gewesen, hieß es. Beide Werte lägen deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau (2019: 24 Prozent).
Umfragen zufolge planen fast drei Viertel der Menschen in Deutschland, den Heiligabend mit ihrer Familie zu verbringen. Alleine feiern demnach rund 11 Prozent; sechs Prozent verbringen den Tag mit Freunden und zwei Prozent mit bedürftigen oder allein lebenden Menschen.