Nach fünf Jahrzehnten zieht sich Norbert Lammert aus der Politik zurück. Der frühere Bundestagspräsident gibt den Vorsitz der Konrad-Adenauer-Stiftung ab. Zwei mögliche Nachfolger laufen sich warm.
Wachablösung bei der Konrad-Adenauer-Stiftung: Der frühere Bundestagspräsident Norbert Lammert kandidiert nicht erneut für den Vorsitz der CDU-nahen Stiftung. Erstmals kommt es möglicherweise bei der Mitgliederversammlung am 19. Dezember zu einer Kampfkandidatur: Der CDU-Innenpolitiker Günter Krings (56) bewirbt sich ebenso wie die frühere CDU-Bundesvorsitzende und saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (63) um die Nachfolge.
Krings war von CDU-Parteichef Friedrich Merz vorgeschlagen worden. Der in Rheydt bei Mönchengladbach geborene einstige Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium ist noch aktiv in der Politik: Er ist Vorsitzender der CDU-Landesgruppe NRW im Deutschen Bundestag.
Die in Völklingen geborene Kramp-Karrenbauer, auch frühere Bundesverteidigungsministerin, gehört bereits dem KAS-Vorstand an. Vorgeschlagen wurde sie von zwei weiteren Vorstandsmitgliedern der KAS: von Eva Welskopp-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, sowie Thomas Sternberg, Präsident der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen und früherer Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Sie wäre die erste Frau an der Spitze der Stiftung.
Lammert (77) hatte bereits im September angekündigt, nicht erneut für den Vorsitz zu kandidieren. Die Stiftung sei “technisch wie personell gut und schlagkräftig für die Zukunft aufgestellt”, sagte er der “Süddeutschen Zeitung”.
Die Konrad-Adenauer-Stiftung ist bundesweit und im Ausland in 111 Städten aktiv. Sie ging aus der bereits 1955 gegründeten “Gesellschaft für christlich-demokratische Bildungsarbeit” hervor. Seit 1964 trägt sie Namen des ersten Bundeskanzlers. Ziel ist die Förderung freiheitlicher Demokratie und Sozialer Marktwirtschaft. Sie fördert Begabte und journalistischen Nachwuchs. Frühere Vorsitzende waren etwa Alfred Müller-Armack, der “Vater der Sozialen Marktwirtschaft”, Hans-Gert Pöttering oder Bernhard Vogel.
Lammert, langjähriger Bundestagspräsident, stand seit 2018 an der Spitze der Stiftung; zuvor war er 24 Jahre deren stellvertretender Vorsitzender. Seit 1980 gehörte der Katholik dem Bundestag an. Von 2005 bis zum Rückzug aus dem Parlament war er Bundestagspräsident.
Lammert wurde 1948 als ältestes von sieben Kindern eines Bäckermeisters in Bochum geboren. Von 1969 bis 1972 studierte er Politik, Soziologie, Neuere Geschichte und Sozialökonomie in seiner Heimatstadt und für ein Semester in Oxford. Er war NRW-Landesgruppenchef der CDU im Bundestag, profilierter Kulturpolitiker und Staatssekretär.
Immer wieder engagierte sich der Katholik Lammert auch bei christlichen Themen. Im Streit um die katholische Schwangerschaftskonfliktberatung unterstützte er von Anfang an die Gründung des Vereins “Donum Vitae”, der gegen den Willen der Bischöfe Beratungsscheine ausstellt. 2011 lud er Papst Benedikt XVI. zu einer Rede in den Bundestag ein. 2012 gehörte er zu den Initiatoren eines Aufrufs prominenter Katholiken und Protestanten, die Kirchentrennung zu überwinden.