Der britische Autor Martin Walker lebt nach eigenen Worten gern in Frankreich und lässt auch seinen fiktiven Helden Kommissar Bruno dort ermitteln. Der Zustand seiner schottischen Heimat lässt ihn dagegen traurig werden.
Der britische Krimiautor Martin Walker, Schöpfer des französischen Kommissars “Bruno, chef de police”, sieht sein Heimatland Großbritannien mit kritischen Augen. In Nordengland und Schottland “sieht es finster aus, kalt und karg”, sagte Walker am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Leipzig. Es gebe dort keine Industrie mehr, kaum noch Arbeit, und junge Menschen wanderten ab. “Da geht die komplette soziale Struktur der Gesellschaft den Bach runter. Ich stamme ja selbst aus einer Arbeiterfamilie, das nimmt mich schon mit.”
Auch die Amtszeit der ehemaligen deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht der in Deutschland viel gelesene Autor negativ: “Angela Merkel hat nach meiner Meinung drei schwere Fehler gemacht. Erstens nach dem Reaktor-Unfall in Fukushima doch wieder aus der Atomkraft auszusteigen. Dann in der Migrationspolitik. Und drittens die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas – das war immer ein großes Risiko”, so der Journalist, der jahrelang für den britischen “Guardian” gearbeitet hat. “Politiker treffen manchmal dumme Entscheidungen.”
Dabei sei Merkel allerdings nicht allein: “Frankreich hatte keine brauchbare Regierung mehr seit Chirac. Sarkozy hatte Schwierigkeiten mit dem Gesetz. Francois Hollande tat gar nichts. Und Macron redet viel”, so Walker.
Die Trump-Wiederwahl sowie das Erstarke n von rechtspopulistischen Parteien wie dem Rassemblement National in Frankreich und der AfD in Deutschland “lässt uns gut gebildete ‘Middle Class’-Menschen verwirrt zurück”, sagte Walker weiter. “Aber diese Leute fühlen sich abgehängt, ignoriert, nicht wertgeschätzt.”
Zudem beklagte er die Arroganz vieler Medien: “Wir haben auf einfache Menschen herabgeblickt und jede Verbindung zu ihnen verloren. Jetzt fühlen sie sich zu Recht im Stich gelassen, ignoriert, lächerlich gemacht.”
Martin Walker war unlängst mit dem aktuellen Band seiner Reihe um “Bruno, Chef de Police”, in Deutschland auf Lesereise. In Leipzig las er aus dem neuen Roman “Im Chateau”. Er wurde 1947 in Schottland geboren und wohnt seit 1999 mit seiner Familie in der südfranzösischen Landschaft Perigord. Seine Bruno-Romane erschienen in 18 Sprachen.