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Krieg und Frieden

Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Kirche sind sich einig: Friede soll sein! Aber wie erreicht man den?

SCHWERTE – Der General war kantig: „Deutschland muss seiner Verantwortung als eine der stärksten Mittelmächte der Welt gerecht werden.“ Und dazu zähle notfalls auch der Einsatz militärischer Gewalt. „Selig sind, die Frieden stiften!“ Unter diesem biblischen Motto diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche und Politik bei einer Begegnungstagung der Evangelischen Kirche von Westfalen am Wochenende in Haus Villigst/Schwerte. Frieden muss sein, da waren sich alle an den beiden Tagen einig. Aber wie erreicht man ihn?

Für General a.D. Egon Ramms war klar, dass das Militär stärker einbezogen werden muss: „Es gibt Fälle, da muss Gewalt mit Gewalt beantwortet werden.“ Die Bundeswehr sei ein Mittel der Politik. Allerdings schafft die Politik nach Ansicht Ramms es nicht, eine Gesamtstrategie für Militäreinsätze auf die Beine zu stellen.
Deutlich anders ausgerichtet die kirchlichen Beiträge: Sie forderten ein stärkeres Gewicht von Friedensdiensten. Militärisches Vorgehen könne im besten Fall für Waffenruhe sorgen, sagte etwa Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von „Brot für die Welt“ und „Diakonie Katastrophenhilfe“. Tragfähige Lösungen auf lange Sicht könnten dagegen nur durch politische Lösungen erreicht werden. Auch der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, warb dafür, weniger über mögliches militärisches Eingreifen zu diskutieren und stattdessen gewaltfreie Konfliktbearbeitung in den Vordergrund zu stellen.
Brahms erinnerte daran, dass nach Ansicht der evangelischen Kirche Krieg immer Sünde sei; selbst, wenn er sich nicht vermeiden ließe. Angesichts veränderter Bedingungen durch Terrorismus überarbeite die EKD derzeit ihre Friedensdenkschrift von 2007. Die Grundhaltung darin werde sich aber nicht ändern, so Brahms: „Es gibt keinen gerechten Krieg.“
Die leitende Theologin der westfälischen Landeskirche, Präses Annette Kurschus, warnte vor übereilten Entscheidungen in Konfliktlagen. Oft würden die möglichen Folgen nicht genügend berücksichtigt. So seien die aktuellen Flüchtlingsbewegungen ja gerade in jenen Staaten entstanden, in denen westliche Staaten zuvor mlitärisch eingegriffen hätten.
Der theologische Vizepräsident Albert Henz unterstrich die Notwendigkeit, Armut und mangelnde Bildung als Konfliktursachen stärker zu bekämpfen. Neben der Versorgung von Flüchtlingen sei hierzulande auch eine zügigere Abwicklung der Asylverfahren und eine schnellere Integration nötig. Noch gebe es eine große Hilfsbereitschaft. Je enger jedoch der Raum in den Flüchtlingseinrichtungen werde, desto eher könnten Gewalt und Protest zunehmen, mahnte Henz.