Freier Eintritt, Bands und Promi-Besuch: Festivalkultur funktioniert nicht nur für Pop- und Rockfans – auch konservative Christen mögen dieses Format. In Essen findet am Samstag, 7. Oktober, eine der größten Evangelisierungsveranstaltungen, das „Festival of Hope“, mit dem US-amerikanischen Baptistenprediger Franklin Graham statt.
In den USA ist der evangelikale Prediger bekannt als Sohn des 2018 verstorbenen berühmten Evangelisten Billy Graham (1918-2018), der vor 30 Jahren wie nun sein Sohn in der Essener Grugahalle predigte. „Ebenso wie meinem Vater liegt es mir am Herzen, die Menschen in diesem großartigen Land wissen zu lassen, dass Gott sie liebt und einen Sinn für ihr Leben hat“, erklärt Graham auf seiner Internetseite.
Graham unterstützt Ex-Präsidenten Trump
Graham steht an der Spitze der „Billy Graham Evangelistic Association“, einer Organisation, die sein Vater gegründet hat, und ist auch Chef der Hilfsorganisation „Samaritan’s Purse“. Zudem gilt er als Unterstützer des ehemaligen republikanischen US-Präsidenten Donald Trump, der 2024 erneut für die Präsidentschaft kandidieren will.
Wie die meisten weißen Evangelikalen kam Franklin Graham ins Umfeld des früheren Präsidenten Trump. Nach dessen Wahlsieg 2016 schrieb Graham auf Facebook, „die Hand Gottes“ habe interveniert, um „gottlose, atheistische, progressive Pläne“ zu vereiteln. Bei Trumps Amtseinführung sprach er ein Gebet.
Nach Trumps Wahlniederlage 2020 erklärte Graham, er sei dankbar für dessen vier Jahre an der Macht. Dieser gehe in die Geschichte ein als einer der besten US-Präsidenten. Im Januar sagte Graham dem Fernsehsender CBS, er werde sich nicht bei den republikanischen Vorwahlen einmischen. Im März klagte Graham jedoch auf Twitter über die „eindeutig politisch motivierten Anklagen“ gegen Trump. „Die Medien“ wollten verhindern, dass Trump kandidiere.
Ärger um Grahams geplanten Köln-Auftritt
Das diesjährige „Festival of Hope“ hat jedoch eine längere Vorgeschichte: Eigentlich wollte Franklin Graham bereits 2020 als Prediger nach Deutschland kommen, damals hatte seine Stiftung die Kölner Lanxess-Arena gemietet. Wegen homophober Äußerungen Grahams gab es jedoch Protest gegen Grahams Auftritt. Das Festival stand kurz vor der Absage, dann kam ohnehin die Corona-Pandemie dazwischen. Wegen dieser Äußerungen hat der Lesben- und Schwulenverband Grahams Auftritt in Essen scharf kritisiert.
Was die Reichweite angeht, wird der Sohn seinen Vater in der Grugahalle wohl nicht übertreffen. Nach Berechnung des evangelikalen Magazins „Christianity Today“ erreichte Billy Grahams Predigt 1993 etwa 1,8 Millionen Zuhörer weltweit.
Sohn Franklin Graham hat 1989 seine erste „Evangelisierungsveranstaltung“ geleitet. Seitdem hat er nach Angaben der Graham-Association in mehr als 55 Ländern gepredigt, darunter der Mongolei, Vietnam, Polen, Südkorea und Mexiko. 2000 wurde er zum CEO der Organisation ernannt.
Jahresverdienst kann sich sehen lassen
Franklin Graham bekehrte sich nach eigenen Angaben im Alter von 22 Jahren „nach einer Zeit der Rebellion“ zum Glauben an Gott. Er habe sich der christlichen Hilfsorganisation „Samaritan’s Purse“ angeschlossen. Heute ist Graham CEO des Verbandes, der weltweit humanitäre Hilfe leistet. Hohe Gehälter sind nicht ungewöhnlich für Leitungspersonal der evangelikalen Welt in den USA. Bei „Samaritan’s Purse“ betrug Grahams Jahresverdienst 2022 laut Steuererklärung des Verbandes 807.479 US-Dollar. Das Gehalt für leitende Mitarbeiter seiner eigenen Stiftung sei nicht öffentlich, erklärte Verbandssprecher Mark Barber auf Anfrage des epd.

Vater Billy Graham, auch bekannt als “Maschinengewehr Gottes”, äußerte sich gelegentlich politisch. 1981 bekannte er allerdings in einem Zeitungsinterview, „es ist ein Fehler, das Königreich Gottes mit der amerikanischen Lebensweise gleichzusetzen“. Evangelisten sollten nicht mit einer Partei oder Person identifiziert werden.