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Koch Tom Franz: Infos zum Hamas-Angriff kamen nur schrittweise

Der in Israel lebende Koch Tom Franz hat die Nachrichten zum Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober zunächst nur schrittweise verfolgen können. Es war der jüdische Ruhetag Schabbat, und als orthodoxer Jude habe er mit seiner Familie an dem Tag kein Internet genutzt, sagte der gebürtige Rheinländer am Mittwochabend in Bonn auf einer Veranstaltung der Bundeszentrale für politische Bildung. “Wir waren erstmal von den Nachrichten abgeschnitten.”

Es sei jedoch auch insgesamt so gewesen, dass die Menschen in Israel nach den ersten Alarmsirenen gegen 6.30 Uhr nicht genau gewusst hätten, was los gewesen sei: “Alle haben etwas mitgekriegt, aber niemand wusste etwas Genaues.” Am 7. Oktober, an dem auch das jüdische Fest Simchat Tora begangen wurde, ermordete die Hamas etwa 1.200 Menschen, 240 Geiseln wurden in den Gazastreifen entführt. Zudem wurden Tausende Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert.

“So, wie das passiert ist, hat es niemand erwartet”, sagte Franz. Gleichwohl habe er selbst es immer befürchtet. “Israel war darauf nicht vorbereitet.” Der Angriff sei das schlimmste Ereignis seit dem Jom-Kippur-Krieg vor 50 Jahren gewesen. “Dass das jetzt ein neues nationales Trauma ist, daran gibt es keinen Zweifel.” Und: “Das war ein schlimmer Schlag, der Israel für Jahrzehnte wach gemacht hat.”

Derzeit stünden die Menschen eng zusammen, seien verbündet und auf dasselbe Ziel fokussiert, betonte Franz (50). “Die Hilfsbereitschaft und die Hilfe, die geleistet wird, ist so bewegend.” Aktuell stehe die Sicherheitspolitik im Vordergrund – und das Überleben. Wenn es wie jetzt existenziell gegen Jüdinnen und Juden gehe, würden andere Konflikte weniger spürbar, sagte Franz mit Blick auf politische und gesellschaftliche Spaltungen vor allem wegen der bisherigen Umbaupläne der Regierung für die Justiz.

Franz lebt nach eigenen Angaben seit 19 Jahren am Stück in Israel. Davor hatte er bereits seinen deutschen Zivildienst in dem Land geleistet. In Israel konvertierte er zum Judentum und lebt mit seiner Familie nahe Tel Aviv. Franz hatte im Jahr 2013 in Israel einen Fernseh-Kochwettbewerb gewonnen, der ihn auch international bekannt machte. Er schrieb Bücher wie “Sehnsucht Israel. Mein Leben zwischen Kippa, Küche und Koriander”.