Er hat Kulturgeschichte geschrieben: Der Apfel spielt nicht nur bei Homer und in der Bibel eine besondere Rolle, sondern auch in Märchen und in Schillers Drama “Wilhelm Tell”. Die knackige, vitaminreiche Frucht symbolisiert Fruchtbarkeit, Herrschaft, aber auch Versuchung und Sündenfall. Auch ist sie ein Symbol des Lebens.
Deutschland ist in Europa einer der bedeutendsten Apfelerzeuger. Zugleich ist der Apfel die wohl beliebteste Obstsorte hierzulande; Experten unterscheiden an die 2.000 Sorten und Varietäten. In diesem Jahr rechnen die Obstbauern wegen zahlreicher Wetterkapriolen mit einer eher mittelmäßigen Ernte von rund 889.000 Tonnen.
Schlechte Bedingungen für Apfelernte
Nasskaltes Wetter zur Blütezeit, Trockenheit in der Wachstumsphase: Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, werden damit voraussichtlich 182.000 Tonnen weniger Äpfel geerntet (minus 17 Prozent) als im ertragreichen Vorjahr mit 1,07 Millionen Tonnen. Gegenüber dem zehnjährigen Durchschnitt wird die diesjährige Apfelernte nach Prognosen um 92.000 Tonnen und damit etwa 9,4 Prozent niedriger ausfallen.
Apfelbäume werden bundesweit auf knapp 33.000 Hektar – rund 48.000 Fußballfelder – angebaut. Die wichtigsten Anbaugebiete liegen in der Bodenseeregion und im Alten Land bei Hamburg sowie in Sachsen. Mehr als 70 Prozent der Äpfel werden als Tafelobst zum Verkauf angeboten. Zur Produktion von Fruchtsaft, Konserven oder Apfelwein wurde etwa ein Viertel verwendet.
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Die Geschichte des Apfels ist eng mit der des Menschen verbunden: Archäologische Funde zeugen nach Darstellung des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena davon, dass Menschen seit mehr als 10.000 Jahren Wildäpfel in Europa und Westasien sammelten. Doch beweisen fossile und genetische Funde, dass Apfelbäume bereits Millionen Jahre vor ihrer Kultivierung recht große fleischige und süße Früchte entwickelten – für die damals lebenden riesigen Tiere eine attraktive Nahrungsquelle.
Das genetische Material für den modernen Apfel stammt aus Kasachstan. Die dort wachsenden Holzapfel-Arten waren dem delikaten Obst von heute allerdings nur entfernt ähnlich, gaben aber der ehemaligen Hauptstadt ihren zwischenzeitlichen Namen: Alma Ata – Stadt der Äpfel. Über die Seidenstraße gelangten die Pflanzen und Früchte ans Schwarze Meer. Griechen und Römer kultivierten sie weiter.
Schon Karl der Große mochte Äpfel
Die frühesten deutschen Dokumente über den Apfelanbau sind die “Kapitularien” Karls des Großen. Gefördert wurde das Pflanzen von Obstbäumen insbesondere in Klöstern und von einigen Landesherren. So wurden Brautpaare bisweilen verpflichtet, Obstbäume zu pflanzen. Große Bedeutung für den mittelalterlichen Speiseplan hatten sie allerdings nicht.
Das 19. Jahrhundert gilt dann als Blütezeit der Obstkultur: Pfarrer, Ärzte, Apotheker und Lehrer spielten eine zentrale Rolle. Sie gründeten Pomologenvereine, Gesellschaften und Schulen, die ihre Mitglieder mit Edelreisern wertvoller Obstsorten versorgten. Heute gilt diese Vielfalt als gefährdet, weil die großen Produzenten und Lebensmittelketten nur wenige Sorten anbieten.

Zugleich ist der Apfel mit einer Symbolik verbunden wie kaum eine andere Frucht. Liebesgöttinnen wurden in der Antike mit einem Korb voller Äpfel dargestellt. Das vitaminreiche Obst spielt in der griechischen Mythologie aber auch eine verhängnisvolle Rolle: als Zankapfel. Königssohn Paris muss entscheiden, welche der drei Göttinnen die Schönste ist: Aphrodite, Athene oder Hera. Paris reicht Aphrodite den goldenen Apfel – was indirekt den trojanischen Krieg auslöst.
Zwar spricht die biblische Schöpfungsgeschichte nur allgemein von einer “Frucht”, mit der Eva ihren Adam zum Sündenfall animiert hat. In der christlichen Kunst aber sind es meist Äpfel, die am Baum der Erkenntnis hängen. Ein vergifteter Apfel ist es, der “Schneewittchen” beinahe das Leben kostet.