Für das neue Jahr hoffen auch Kirchenvertreter auf eine Lösung der Konflikte in der Welt. In Deutschland schauten die Bischöfe zudem auf die eigene Gesellschaft – und gedachten eines Verstorbenen.
Zu Beginn des neuen Jahres haben Kirchenvertreter auf der ganzen Welt zu Frieden und Versöhnung aufgerufen. Papst Franziskus verurteilte jede Form von Gewalt und Unterdrückung. Die Kirchen in Deutschland appellierten außerdem zu mehr Einsatz für die Demokratie. Auch das Jahrgedächtnis für den am Silvestertag 2022 verstorbenen Papst Benedikt XVI. wurde begangen.
Beim Neujahrsgebet am Montag auf dem Petersplatz mahnte Papst Franziskus, die Menschen in den aktuellen Konflikten nicht zu vergessen. Als Beispiel nannte er den Krieg in der Ukraine und im Heiligen Land. Der 1. Januar ist zugleich katholischer Weltfriedenstag. Aus diesem Anlass nahmen zahlreiche Diplomaten an der Neujahrsmesse im Petersdom teil.
Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, erinnerte an humanitäre Helfer und Soldaten. Mit ihrem Einsatz in Krisen- und Kriegsgebieten dienten sie der Gesellschaft – auch wenn es oft zu ihrem eigenen Leidwesen geschehe, sagte der Primas der Anglikanischen Kirche in seiner Neujahrsbotschaft in der BBC. “Wir lernen immer mehr, wie Horror und Trauma von Kriegen das Leben unserer Dienstleistenden beeinflussen, auch noch Jahre später.”
Derzeit gebe es wieder überall auf der Welt Kriege, beklagte Welby. “Kriege von denen wir wissen und solche, die vergessen werden.” Für das neue Jahr gelte es, dass “Konflikt und Tod nicht das letzte Wort haben dürfen”, so der Erzbischof. “Der Sieg liegt im Frieden.”
In Deutschland hoben die Vertreter der beiden großen Kirchen unter anderem den Wert des Einsatzes für das Gemeinwesen hervor. Im Kölner Dom bezeichnete Kardinal Rainer Maria Woelki am Silvesterabend es als das Gebot der Stunde, “zusammenzustehen für eine menschenfreundliche, demokratische, nachhaltige, soziale, gerechte und solidarische Gesellschaft”.
Der Gottesdienst im Kölner Dom fand nach Bekanntwerden von Anschlagsplänen islamistischer Terroristen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sagte im Frankfurter Dom, Flucht, Vertreibung, Krieg, Terror und auch die Klimakrise hätten das Jahr 2023 geprägt. “Die ungezählten Menschen, die leben wollten wie wir, aber sinnlos aus dem Leben gerissen wurden, legen eine Wolke von Trauer, tiefer Enttäuschung und Fragwürdigkeit auf das Ende dieses Jahres”, so der Limburger Bischof. Dennoch könne die Botschaft des Evangeliums, nach der Gott zu seinen Verheißungen und zum Menschen stehe, Mut und Zuversicht geben.
Bereits Ende vergangener Woche hatte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs, das haupt- und ehrenamtliche Engagement in Kirche und Gesellschaft gewürdigt. “Die Menschen, die sich vom Leid der Welt anrühren, aber nicht schrecken lassen, machen den Unterschied”, betonte Fehrs. “Jene, die sich konsequent um die Schwächeren in unserer Gesellschaft kümmern, die in Flüchtlingshilfe und im humanitären Engagement klar Flagge zeigen, sich beispielsweise in Pflegeheimen, Hospiz oder Jugendhilfe engagieren.”
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx mahnte zu mehr Engagement für die Demokratie. Er gehe “mit großer Sorge in das kommende Jahr”, sagte er. Da seien die Kriege “vor unserer Haustüre”, aber auch die Gefahr, die von autoritärem Denken, Populismus und Verschwörungstheorien für die Demokratie ausgehe.
Am Silvestertag erinnerten die Bischöfe zudem an den ersten Todestag von Benedikt XVI. Der aus Deutschland stammende Vorgänger von Papst Franziskus war am 31. Dezember 2022 im Alter von 95 Jahren gestorben. “In unseren Herzen lebt der Verstorbene weiter”, schrieb der Bischofskonferenz-Vorsitzende Bätzing auf der Plattform X. Benedikt XVI. habe der Kirche auch in schwierigen Zeiten Hoffnung und Orientierung vermitteln können.
In Regensburg würdigte Bischof Rudolf Voderholzer die Verdienste von Benedikt XVI. In der bayerischen Stadt sitzt das Institut Papst Benedikt XVI., das unter anderem mit der Herausgabe des theologischen Werkes von Joseph Ratzinger betraut ist.