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Kirchen fürs Klima

Wie wichtig Menschen der Klimaschutz ist, zeigt das positive Ergebnis der Grünen bei der Europawahl in Deutschland. Aus Solidarität mit der weltweiten „Fridays for Future“-Bewegung veröffentlichten Mitglieder des Ökumenischen Netzwerks Klimagerechtigkeit am 22. Mai den Aufruf „Churches for Future“. Darin bitten sie Kirchen und kirchliche Organisationen ihr Engagement für Klimagerechtigkeit deutlich zu verstärken. Chris Böer, Koordinator des Netzwerks, erklärt, warum die Kirchen wichtige Akteure in Sachen Klimaschutz sind, warum wir eine „Ethik des Genugs“ brauchen und warum auch die EKBO sich dem Aufruf anschließen sollte.

Wie wichtig Menschen der Klimaschutz ist, zeigt das positive Ergebnis der Grünen bei der Europawahl in Deutschland. Aus Solidarität mit der weltweiten „Fridays for Future“-Bewegung veröffentlichten Mitglieder des Ökumenischen Netzwerks Klimagerechtigkeit am 22. Mai den Aufruf „Churches for Future“. Darin bitten sie Kirchen und kirchliche Organisationen ihr Engagement für Klimagerechtigkeit deutlich zu verstärken. Alle Landeskirchen sind eingeladen, den Aufruf zu unterzeichnen.

Von Chris Böer

Kirchen, kirchliche Arbeitsbereiche und Organisationen im Ökumenischen Netzwerk Klimagerechtigkeit haben dazu aufgerufen, sich mit der Bewegung „Fridays for Future“ zu solidarisieren, um anzuerkennen, dass die Schülerinnen und Schüler für eine wichtige Sache auf die Straße gehen. Gemeinden sind aufgerufen, für die jungen Menschen zu beten und vor Ort den Kontakt zu suchen, um herauszufinden, wie Kirche sie im Einzelnen konkret unterstützen kann. Auch die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz ist herzlich eingeladen, sich dem Aufruf „Church for Future“ anschließen, denn der Handlungsbedarf steht fest und ist dringend. Eine der zentralen Forderungen von „Fridays for Future“ ist, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Dazu bedarf es einer sofortigen Reduzierung der Treibhausgasemissionen und einen Ausstieg aus der Kohleverstromung weit vor 2038. Eine Position, die auch in vielen Kirchen Zustimmung findet, bedenkt man die beabsichtigten Maßnahmen in den kirchlichen Klimaschutzkonzepten. Im Rahmen ihres Klimaschutzgesetzes ist die Nordkirche bestrebt, bis 2050 klimaneutral zu sein.Als Christen stehen wir an der Seite der Ärmsten, die von den Folgen des Klimawandels besonders stark betroffen sind. Sie können sich weder leisten, Klimaschäden zu beseitigen, noch entsprechende Anpassungen zur Vorbeugung vornehmen. Sie verlieren in der Regel alles, insbesondere ihr Zuhause. Wir brauchen eine Ethik des Genugs, welche uns allen ein Leben in Vielfalt ermöglicht. Viele Kirchen haben Partnerschaften in betroffenen Ländern, welche die Herausforderungen offenbaren und in denen sie erleben, was es bedeutet, wenn ein solches Leben in Vielfalt nicht möglich ist.Die evangelischen und römisch-katholischen Kirchen mit ihren Hilfswerken und Konferenzen sind gesellschaftspolitisch wichtige Akteure. Im Kampf um den Klimawandel und den Einsatz für Klimagerechtigkeit geht es um nicht weniger als die Verantwortung der Christen für die Zukunft der Erde und die Menschen im globalen Süden. Sich einzusetzen für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung ist viel mehr als nur ein Fortsetzen des Konziliaren Prozesses. Es bedarf eines Umdenkens und einer Neuausrichtung des weltweiten Zusammenlebens im Sinne einer sozial-ökologischen Transformation. Dazu braucht es Formen der Zusammenarbeit, weshalb die evangelischen und römisch-katholischen Kirchen im Frühjahr 2018 das Ökumenische Netzwerk Klimagerechtigkeit gegründet haben. Es verfolgt das Ziel, eine neue Qualität ökumenischer Vernetzung, Qualifizierung und des Austausches zum Thema Klimagerechtigkeit zu schaffen und will zudem die thematische Arbeit theologisch und spirituell einbetten und einordnen. Der Post-Paris-Prozess und die Agenda 2030 werden öffentlichkeitswirksam und kritisch-konstruktiv begleitet und mit einer kirchlich-ethischen Perspektive der Klimagerechtigkeit verknüpft.Und was müssen die Kirchen konkret tun? Ihr Handeln dahingehend anpassen, dass weniger CO2 ausgestoßen wird. Dazu gehört eine möglichst CO2-neutrale Mobilität zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem öffentlichen Nahverkehr oder der Bahn. Dienstwagen sollten flächendeckend auf E-Mobilität umgestellt und Flugreisen soweit wie möglich vermieden werden. Kirche sollte den schnellen Ausstieg aus der Kohle fordern und selbst erneuerbare Energien nutzen. Mit energetischen Gebäudesanierungen lässt sich der Energieverbrauch teils drastisch reduzieren. Wichtig ist auch, die eigene Beschaffung hinsichtlich einer Ethik des Genugs zu hinterfragen. Weniger Fleisch, dafür regional und ökologische Lebensmittel verwenden, selbst wenn es unmittelbar teurer sein mag. Es zahlt sich aus, das Klima zu schützen und uns und unseren Partnern ein Leben in Vielfalt zu ermöglichen.

Im Ökumenischen Netzwerk Klimagerechtigkeit sind aktuell 23 evangelische und römisch-katholische Kirchen, kirchliche Organisationen und Initiativen Mitglied. Es soll die ökumenische Zusammenarbeit zum Thema Klimagerechtigkeit bundesweit bündeln und stärken. Wortlaut des Aufrufs:www.kirchen-fuer-klimagerechtigkeit.de

Chris Böer koordiniert das Ökumenische Netzwerk Klimagerechtigkeit in der Geschäftsstelle im Zentrum für Mission und Ökumene – Nordkirche weltweit in Hamburg. Foto: promo