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Kirchen-Finanzchef de La Lanne: “Werben Sie für die Kirchensteuer!”

Der landeskirchliche Finanzchef Patrick de La Lanne hat die Synodalen bei der Herbsttagung dazu aufgerufen, die Kirchensteuer in gesellschaftlichen Debatten zu verteidigen. „Die Kirchensteuer macht ungefähr 80 Prozent unserer Einnahmen aus“, sagte der evangelische Oberkirchenrat am Montag in Amberg vor den Kirchenparlamentariern bei der Vorstellung des Haushaltsentwurfs fürs nächste Jahr. Eine Mehrheit der Menschen in Deutschland lehnt die Kirchensteuer Umfragen zufolge ab, sagte de La Lanne: „Werben Sie deshalb auch in Ihrem Freundeskreis dafür. Sagen Sie, dass wir damit viele gute Dinge tun!“

De La Lanne wies darauf hin, dass die Kirchensteuereinnahmen schon in diesem Jahr deutlich unter den Planungen liegen. Der Haushalt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) für 2023 geht von gut 805 Millionen Euro an Kirchensteuern aus – tatsächlich könnten es aber nur um die 755 Millionen Euro werden. Dennoch gehe er von einem ausgeglichenen Jahresabschluss für das laufende Jahr aus. Auffangen könne man die erwarteten Mindereinnahmen von ungefähr 50 Millionen Euro größtenteils durch gute Erträge bei den Investitionen der Kirche in Fonds und Aktien sowie sparsames Haushalten, sagte de La Lanne.

Für das kommende Jahr geht de La Lanne von 953 Millionen Euro an Einnahmen und rund 952 Millionen Euro an Ausgaben aus. Die Kirchensteuereinnahmen machten mit rund 770 Millionen Euro den Löwenanteil bei den Erträgen aus. Sollte sich der Mitgliederschwund und damit auch der Einbruch bei der Kirchensteuer weiter beschleunigen, müsse in der mittelfristigen Finanzplanung nachjustiert werden, kündigte der Finanzchef an. Dies könnte bedeuten, dass etwa auch das vor einem Jahr festgelegte Einsparvolumen von 189 Millionen Euro bis 2030 nicht ausreichen könnte. De La Lanne zeigte sich dennoch betont zuversichtlich.

De La Lanne stellte zudem die Idee eines sogenannten Ansparfonds vor, der schon ab dem Jahr 2022 greifen soll. Der Vorsitzende des Synodalen Finanzausschusses, Joachim Pietzcker, begrüßte dies in seinem Bericht. Bei dieser Idee sollen positive Jahresüberschüsse nicht mehr – wie bislang – zur Reduzierung des bilanziellen Fehlbetrags der Landeskirche fließen, sondern in einen Ansparfonds, mit dem etwa Klimaschutz-Investitionen finanziert werden sollen. Die Landeskirche hatte 2021 einen bilanziellen Fehlbetrag von 575 Millionen Euro. In diesem seien aber die stillen Reserven nicht eingerechnet und der Ansparfonds daher eine gute Idee.

Der landeskirchliche Finanzchef ordnete die aktuelle Entwicklung bei den Kirchensteuereinnahmen am Montag auch global ein: „Wir befinden uns in einer strukturellen Krise unserer Gesellschaft“, sagte de La Lanne. Nicht nur den Kirchen, sondern auch den Parteien, Vereinen und Verbänden liefen die Mitglieder davon, die klassischen Medien erreichten immer weniger Nutzer. Er appellierte deshalb an die Synodalen, dass die Kirche mit den anderen gesellschaftlichen Akteuren „unbedingt gemeinsam Antworten“ auf die Fragen der Menschen finden müsse, „bevor es die Braunen tun, bevor die AfD eine ganz starke Partei wird“. (00/3869/27.11.2023)