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Kirche von Westfalen: Susanne Falcke wird Vizepräsidentin

Die Evangelische Kirche von Westfalen hat wieder eine vollständige Kirchenleitung. Die Synode wählt Susanne Falcke zur theologischen Vizepräsidentin. Das Amt hat großes Gewicht.

Applaus für die neue Vizepräsidentin: Die Synode der Kirche von Westfalen hat Susanne Falcke gewählt
Applaus für die neue Vizepräsidentin: Die Synode der Kirche von Westfalen hat Susanne Falcke gewähltepd-bild / Christian Weische

Spannung liegt über dem Saal. In den nächsten Minuten wird sich hier, im Versammlungssaal „Assapheum“ der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, wo sich traditionell die Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen zu ihrer Herbsttagung trifft, Entscheidendes für die Zukunft der Kirche tun. Murmeln. Blicke gehen hin und her. Die Synodalen schauen noch einmal auf ihre Tablets oder Laptops. Dann drücken sie auf einen von zwei Knöpfen. Ein paar Minuten mit technischen Schwierigkeiten im Computersystem. Aber dann ist klar: Die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) hat wieder eine vollständige Kirchenleitung.

Die Landessynode der viertgrößten evangelischen Kirche in Deutschland hat Susanne Falcke zur neuen theologischen Vizepräsidentin gewählt. Die 51‑jährige Superintendentin des Kirchenkreises Steinfurt‑Coesfeld‑Borken konnte sich im 1. Wahlgang mit 78 zu 61 Stimmen gegen den 42‑jährigen Superintendenten des Kirchenkreises Gladbeck‑Bottrop‑Dorsten, Steffen Riesenberg, durchsetzen. Falcke wird ihr Amt im Frühjahr 2026 antreten und folgt damit auf Ulf Schlüter, der nach Ablauf seiner achtjährigen Amtszeit aus Altersgründen nicht erneut kandidiert hat.

Vizepräsidentin Susanne Falcke auf für Diakonie zuständig

Das Amt der theologischen Vizepräsidentin hat in der westfälischen Kirche großes Gewicht: Es bezeichnet einen der beiden Stellvertretungen der Präses und bündelt theologische Leitungsaufgaben, einschließlich der Verantwortung für diakonische Fragen auf landeskirchlicher Ebene. Traditionell hat es einen gewissen Vorrang gegenüber dem zweiten Stellvertretungsamt, dem juristischen Vizepräsidenten, der vor allem für Rechts- und Finanzfragen zuständig ist.

Die Synode der Evangelischen Kirche von Westfalen tagt traditionell im „Assapheum“ der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld
Die Synode der Evangelischen Kirche von Westfalen tagt traditionell im „Assapheum“ der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in BielefeldUK / Gerd-Matthias Hoeffchen

Dessen bisheriger Inhaber, Arne Kupke, ist auf der Synode im Zusammenhang mit der angespannten Finanzlage der Landeskirche sowie einer misslungenen Kommunikationsstrategie in einem Fall von sexualisierter Gewalt von seinem Amt zurückgetreten. Für den Finanzbereich ist bereits seit 2025 der promovierte Ökonom Ralf Henning Krause zuständig, der als Dezernent die Haushaltskonsolidierung verantwortet. In der Kirchenleitung zeichnet sich ab, dass das juristische Vizepräsidentenamt in seiner bisherigen Form nicht wiederbesetzt, sondern die Zuständigkeiten in neue Leitungsstrukturen überführt werden sollen.

Susanne Falcke gilt als profilierte Pragmatikerin

Falcke gilt als theologisch profilierte Pragmatikerin, die Strukturreformen nüchtern analysiert, dabei aber Glaube und Liebe als Mitte kirchlichen Handelns betont. Sie bringt Erfahrungen aus Berlin und dem Münsterland mit, hat in der Aufarbeitung politischer Vergangenheit, in der Flüchtlingsarbeit und im Aufbau neuer Kooperationsformen gelernt, wie Kirche sich in gesellschaftlichen Umbrüchen positionieren kann.

Wie ihr Mitbewerber misst sie der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt zentrale Bedeutung bei und dringt auf professionelle Schutz‑ und Interventionsstrukturen mit klaren Zuständigkeiten. Zugleich rechnet sie mit deutlichen Einnahmerückgängen und pocht auf transparente Kommunikation sowie Strukturen, die Gemeinden und Kirchenkreisen dienen, ohne einen kirchlichen „Wasserkopf“ zu produzieren.

EKvW soll schlankere Kirche werden

Bereits zuvor hatte Präses Adelheid Ruck-Schröder in ihrem Bericht vor der Synode betont, dass die westfälische Kirche dabei sei, “der längst veränderten gesellschaftlichen und kirchlichen
Situation Rechnung zu tragen und uns entsprechend neu aufzustellen”. In Ruck-Schröders Bericht, der anschließenden Aussprache und weiteren Synodenthemen wurde deutlich, wie umfangreich und komplex der Weg zu einer schlankeren Kirche mit bestmöglichem Einsatz personeller und finanzieller Strukturen ist.

Weitere Themen, die auf der Landessynode verhandelt wurden, waren unter anderem Haushalt und Haushaltssicherung, der weitere Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt, die Vernetzung mit anderen Landeskirchen sowie die Frage, wie die EKvW unter dem Leitbild einer kleiner werdenden, aber profilierter auftretenden Kirche ihren Auftrag in der Gesellschaft erfüllt. Näheres berichten wir in der nächsten Ausgabe.