Für die Kinobetreiber in Deutschland neigt sich ein schwaches Jahr dem Ende entgegen: „Es ist nicht so, dass gar keiner mehr kommt“, sagte Christine Berg, Vorstandsvorsitzende des Verbands HDF Kino im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. „Aber wir sind noch nicht auf dem Niveau, zu dem wir eigentlich hin müssen.“ Konkret heiße das, wenigstens 100 Millionen Tickets im Jahr zu verkaufen.
Aktuell geht der Verband mit mehr als 570 Mitgliedsunternehmen, die eigenen Angaben zufolge etwa Dreiviertel aller Leinwände repräsentieren, jedoch nur von rund 90 Millionen verkaufter Eintrittskarten zum Jahresende aus. Vergangenes Jahr waren es Daten der deutschen Filmförderungsanstalt zufolge bundesweit noch fast 96 Millionen, 2019 sogar noch knappe 119 Millionen verkaufte Kinotickets.
Vor allem rund um das Weihnachtsgeschäft erhoffe sich die Branche zwar noch einmal einen Schub, insgesamt sei dieses Jahr aber einiges zusammengekommen: „Die Menschen sparen, wo sie können. Außerdem haben wir eine Herausforderung durch den Autoren- und Schauspielerstreik in den USA vergangenes Jahr“, erläuterte Berg. In dieser Zeit seien in Hollywood viele Filme nicht gedreht worden, die nun im Programm fehlten. Dabei seien es die Blockbuster, die hohe Besucherzahlen mit sich brächten. „Wenn es ein, zwei große Filme gibt, kommen die Leute wieder ins Kino und entdecken dann auch noch andere Filme für sich. Das eine bedingt das andere“, erklärte die Branchenvertreterin.
Von einem „Kinosterben“ geht die Vorstandsvorsitzende nicht aus, sollte die 100-Millionen-Marke bei den Tickets auch weiterhin nicht erreicht werden. „Unser Ziel sollte aber schon sein, dass wir diese Marke überschreiten und weiterhin ein großer Freizeitfaktor sind“. Das Kino konkurriere dabei weniger mit Streaming-Diensten als mit anderen Freizeitangeboten, sagte Berg: „Diejenigen, die viel streamen, gehen auch viel ins Kino.“
Um noch mehr Zuschauerinnen und Zuschauer wieder in die Säle zu locken, müsse sichtbar renoviert werden, betonte sie: „Viele Kinos bauen inzwischen die breiten Sitze ein, weil die Leute nicht mehr eng an eng sitzen möchten. Die Leute wollen außerdem einen Kaffee oder Cocktail trinken und sich im Kino aufhalten können, so etwas müssen wir bieten.“ Kinos, die renovieren konnten, hätten bis zu 30 Prozent mehr Besucher. „Zum Renovieren brauchen wir Fördermittel“, appellierte Berg an die Politik.