Ein Maler und ein Musiker aus Berlin, ein Tennisstar, Meisterköche und 43 Kinder aus Italien, Österreich und Tunesien – ideale Zutaten für ein Kunstkochbuch. Das Sahnehäubchen: Der Erlös geht an ein Sozialprojekt.
“Ich komme aus einer normalen Familie. Mein Vater arbeitet als Koch und meine Mutter vermietet Ferienwohnungen”, schreibt der italienische Tennisstar Jannik Sinner. “Es ist mir wichtig, die Menschen, die mir sehr am Herzen liegen, in meiner Nähe zu haben. Gewinnen hat sein Gewicht, aber das Wichtigste sind die Beziehungen.” Weise Worte des 23-Jährigen, garniert mit seinen vegetarischen Leibgerichten aus der Küche seines Vaters Hanspeter Sinner.
All das wird kredenzt im Buch “Kinder, Kunst und Kulinarik” – ein ehrenamtliches Projekt, bei dem die beiden Sinners aus Sexten in Südtirol, der Sänger Max Raabe und der Maler Rudolf Draheim aus Berlin sowie fünf Meisterköche und 43 Kinder aus Österreich, Italien und Tunesien mitmachen. Mit den Koch-Experten konnten die Jungen und Mädchen ausprobieren, wie lecker und unkompliziert vegetarische und vegane Küche sein kann. Die so entstandenen Menüs von Paul Ivic aus Wien, Josef Mühlmann aus Osttirol, Christof Hellweger und Christian Brunner aus Südtirol, Khemais Riabi aus Tunesien sowie Hanspeter Sinner sind im Buch abgedruckt.
Der Künstler Rudolf Draheim, der sich nach einer Gesundheitskrise vor Jahrzehnten für pflanzliche Ernährung entschied, schuf 25 abstrakte Bilder zu den Werten Achtsamkeit, Dankbarkeit, Respekt, Zufriedenheit, Glück, Freundschaft, Harmonie und Zuversicht sowie Zielstrebigkeit und Bescheidenheit. Gemälde in Farben wie Rot, Gelb, Türkis, teils flächig aufgetragen, teils gewischt oder getupft, die zum Eintauchen einladen. Zu den Begriffen und Bildern verfassten die 11- bis 13-Jährigen im Rahmen von Schreibworkshops 70 Gedichte. Und der Sänger und Chansonnier Max Raabe (“Kein Schwein ruft mich an”) steuerte acht passende Lieder bei, die im Buch über QR-Codes abrufbar sind.
Draheim wurde während des Zweiten Weltkriegs als Vierjähriger in ein Internierungslager verschleppt; aus dieser traumatischen Erfahrung erhielten für ihn Werte wie Achtsamkeit, Respekt und Dankbarkeit besondere Bedeutung. “Vielleicht können Sie sich durch die Bilder anregen lassen, etwas über sich selbst zu erfahren und vielleicht etwas zu verändern”, sagte er am Donnerstagabend bei der Buchvorstellung im Österreichischen Kulturforum in Rom. Es bereite ihm “riesige Begeisterung”, Teil des vielschichtigen Projekts zu sein, dessen Motor Hermann Rogger vom Schulverbund Pustertal ist.
“Die Kunst möchte die Kinder über die Kulinarik zu einer bewussteren Lebenshaltung führen, bewusst zu essen, bewusst zu leben im Hier und Jetzt, achtsam, dankbar, glücklich und zuversichtlich”, sagte Rogger. Damit auch andere glücklich sein können, kommt der Erlös des liebevoll gestalteten Buchs dem Verein Kinderhilfe Potsdam zugute.
Von Draheims Gemälde über Respekt ließ sich Alina Geiler aus Sillian (Österreich) zum Gedicht “Schwarz” inspirieren: “Die Trauer über der Erde; Ruhe braucht sie und – Respekt.” Der Text “Dämmerung” von Samira Forer aus Südtirol bezieht sich auf den Begriff Zufriedenheit: “Wenn der Tag erlischt, die Nacht anbricht und der Mond erscheint, dann riecht es nach daheim.” Dazu wird Max Raabes Lied “Der perfekte Moment” angeboten, und kulinarisch ist das Ganze mit “Geschmortem Gala Royal auf Broterde” gekrönt, den Josef Mühlmann mit Jugendlichen aus Sillian kreierte. Der Apfel vermählt sich dabei mit einer Masse aus dunkler Schokolode, Brot, Staubzucker und Olivenöl.
Zum Begriff “Freundschaft” tischt Koch Khemais Riabi zusammen mit den Kindern aus Nabeul in Tunesien einen Linseneintopf sowie eine Creme aus Aleppokiefersamen (Pinienkernen) mit Geranienwasser auf. Die acht tunesischen Jungen und Mädchen haben ihre Gedichte auf Französisch verfasst. Und Max Raabe singt “Ein Freund, ein guter Freund”.