Der Pfarrer und Pazifist Max Josef Metzger (1887-1944) wird am Sonntag in Freiburg selig gesprochen. Der Vatikan hat seine Hinrichtung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1944 als Märtyrertod anerkannt.
Was sich im Oktober 1943 vor dem Volksgerichtshof in Berlin abspielte, war unter dem berüchtigten Gerichtspräsidenten Roland Freisler grausame Routine. Und doch hob der NS-Richter das Verfahren gegen den katholischen Priester Max Josef Metzger in besonderer Weise hervor: “Die Handlung Metzgers ist so abartig und verbrecherisch, dass der Angeklagte ausgemerzt werden muss. Ich habe in meinen Verhandlungen noch nie das Wort ‘ausgemerzt’ gebraucht. Hier aber gebrauche ich es: Eine solche Pestbeule muss ausgemerzt werden.”
Der aus dem badischen Schopfheim stammende Metzger hatte sich im Ersten Weltkrieg als Militärpfarrer an der französischen Front zum radikalen Pazifisten gewandelt und sich seitdem in Initiativen und Aktionen für weltweiten Frieden eingesetzt. Eine wesentliche Voraussetzung sah er in einer Überwindung der Spaltung zwischen den christlichen Kirchen.
Bereits unmittelbar nach der Machtergreifung Hitlers wurde er wegen öffentlicher Kritik am Regime überwacht und wiederholt verhaftet. Schon früh war Metzger überzeugt, dass der Wahnsinn des Krieges mit einer totalen Niederlage Deutschlands enden würde. Und er befürchtete, dass das Land dann zerschlagen und geteilt würde. So verfasste er eine Denkschrift über ein neues Deutschland, das nach dem Krieg in ein vereintes, christliches Europa eingebunden sein sollte.
Diese Denkschrift übergab Metzger an eine Vertraute, die sich scheinbar für die von ihm gegründete ökumenische Una-sancta-Bewegung interessiert hatte, in Wirklichkeit aber eine Gestapo-Agentin war. Sie sollte das Memorandum an die protestantische Staatskirche von Schweden übergeben. Stattdessen verhaftete die Gestapo Metzger dann im Juni 1943.
Als Freisler beim Schauprozess vor 400 bestellten Zuhörern aus Metzgers Denkschrift vorlas, kam es im Publikum zu lautstarken Unmutsäußerungen. So etwa, als Freisler Metzgers Friedensvision verhöhnte. Besonders angekreidet wurden Metzger auch die von ihm vorgeschlagene Abrüstung zugunsten einer überstaatlichen Armee im Dienste der “Vereinigten Staaten von Europa” oder die Forderung des Geistlichen, jedem Bürger die Unantastbarkeit der persönlichen Würde und Rechtssicherheit, die Freiheit des Gewissens, der Religionsausübung, der Meinungsäußerung und des persönlichen Eigentums zu gewährleisten.
Als besonderes Verbrechen wurde dem Angeklagten die Friedensarbeit angelastet. Metzger entgegnete, er habe “im Krieg die Not, das Elend und den Schrecken des Krieges kennengelernt, so dass es für mich keine vornehmere Aufgabe gab, als für die Völkerverständigung und den Frieden zu arbeiten”. Freisler verhängte über Metzger “als für alle Zeit ehrlosen Volksverräter” die Todesstrafe. Am 17. April 1944 wurde der Geistliche in Brandenburg-Görden durch das Fallbeil hingerichtet.
Jetzt, 80 Jahre nach seinem Tod, kommt Metzger die größte Ehre der katholischen Kirche zu. Der Papst anerkennt ihn als Seligen, als verehrungswürdigen Glaubenszeuge. Zur feierlichen Zeremonie im Freiburger Münster werden am Sonntagvormittag Gläubige aus ganz Deutschland erwartet.
Zur Aufführung kommen von Metzger geschriebene Lieder. Der Schweizer Kardinal Kurt Koch wird die Seligsprechungsurkunde verlesen.
Den Anstoß zum offiziellen Seligsprechungsverfahren hatte 2006 der damalige Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch gegeben. Ein aufwendiger Prozess. Eine Theologen-Historiker-Kommission recherchierte zu Leben und Werk und schickte Anfang 2014 alle Akten – mehr als 6.000 Seiten – in einer während einer feierlichen Zeremonie versiegelten Kiste in den Vatikan.
Dort hat die zuständige Behörde nach jahrelanger Prüfung Metzgers Märtyrertod anerkannt. Damit ist die notwendige Bedingung für eine offizielle Seligsprechung erfüllt.