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Katholische Bischöfe treffen sich in angespannter Lage

Zwei Wochen nach der Bundestagswahl kommen die deutschen katholischen Bischöfe zusammen und sprechen über Konsequenzen. Was nicht auf der Tagesordnung steht, aber für viel Gesprächsstoff sorgt: der bange Blick nach Rom.

Überschattet von der schweren Erkrankung des Papstes in Rom beraten sich die katholischen Bischöfe in Deutschland nächste Woche über die Lage der Kirche. Bei ihrer Frühjahrsvollversammlung im Kloster Steinfeld (Nordrhein-Westfalen) geht es auch um die Folgen der Bundestagswahl vom 23. Februar. Die in Teilen rechtsextreme AfD hatte auch in katholisch geprägten Regionen deutlich zugelegt. Insgesamt verdoppelte sie ihr Ergebnis auf 20,8 Prozent.

Die Bischöfe hatten die AfD als für Christen nicht wählbar bezeichnet. Kurz vor der Wahl kritisierten sie zudem die von CDU und CSU angestrebte Verschärfung der Migrationspolitik und warnten vor Gesetzentwürfen mit AfD-Zustimmung. Das traditionell gute Verhältnis der Kirche zur Union ist seitdem belastet. Auch innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz kam es zu Irritationen und Kontroversen.

Welche Folgen die schwere Atemwegserkrankung des Papstes hat, ist kein offizielles Thema der Tagung vom 10. bis 13. März in der Eifel. Aber weil Franziskus mehrere akute Atemkrisen hatte und seit drei Wochen in der römischen Gemelli-Klinik liegt, wird weltweit spekuliert, ob und wann der 88-Jährige seine Arbeit im Vatikan wieder aufnehmen kann. Zwei Mitglieder der Bischofskonferenz könnten an einer möglichen Papstwahl teilnehmen: die beiden Kardinäle Reinhard Marx (München) und Rainer Maria Woelki (Köln).

Zwei Höhepunkte im Pontifikat von Papst Franziskus stehen auf der Tagesordnung der Vollversammlung: seine Umwelt-Enzyklika “Laudato si”, die vor zehn Jahren veröffentlicht wurde, und die Ergebnisse der Weltsynode, die im vergangenen Oktober in Rom endete.

Wie das Abschlussdokument des katholischen Weltkirchentreffens zu bewerten ist und welche Konsequenzen zu ziehen sind, darüber gehen die Meinungen in der Bischofskonferenz auseinander. Der Vorsitzende, der Limburger Bischof Georg Bätzing, sieht sich gestärkt für den Reformprozess der Kirche in Deutschland: Im Synodalen Ausschuss beraten Bischöfe und Laien über Fragen etwa von Macht und Gewaltenteilung und die Rolle der Frauen in der Kirche. Der Kölner Erzbischof Woelki sowie die Bischöfe Rudolf Voderholzer (Regensburg), Stefan Oster (Passau) und Gregor Maria Hanke (Eichstätt) lehnen den Synodalen Ausschuss dagegen ab. Auch sie sehen sich durch die Weltsynode bestätigt.

Mit dem Reformprozess reagiert die Kirche in Deutschland auf den Missbrauchsskandal. Die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen durch Geistliche ist seit vielen Jahren ein Thema der Vollversammlungen, auch diesmal wieder.

Die Bischöfe befassen sich zudem mit der politischen Lage im Nahen Osten. Der syrisch-katholische Erzbischof von Homs, Jacques Mourad, wird als Gast erwartet. Er berichtet über das schwierige Leben der Christen in Syrien nach dem Sturz des Assad-Regimes durch islamistische Milizen. Mourad war 2015 von Dschihadisten entführt und fünf Monate lang gefangen gehalten worden.

Die Vollversammlung der Bischofskonferenz tagt erstmals im Bistum Aachen. Rund 60 Bischöfe und Weihbischöfe aus den 27 deutschen Bistümern nehmen teil. Das Kloster in Kall-Steinfeld blickt auf eine mehr als 900-jährige Geschichte zurück. Die ehemalige Prämonstratenserabtei befindet sich seit 1923 im Besitz des Salvatorianerordens.