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Kardinal Marx: “Zum ersten Mal ist ein Papst jünger als ich”

Reinhard Marx ist seit 2008 Erzbischof von München und Freising und seit knapp 15 Jahren Kardinal. Gerade hat er die zweite Papstwahl seines Lebens hinter sich; und stellt erstaunt fest, wie die Zeit vergeht.

Die Wahl von Papst Leo XIV. (69) stimmt Kardinal Reinhard Marx (71) auch nachdenklich. “Zum ersten Mal ist ein Papst jünger als ich”, sagte er am Freitag vor Journalisten im Vatikan. “Da muss ich sagen, es geht weiter, auch in der Zukunft, auch wenn ich tot bin, da braucht man keine Sorge haben”, so der Erzbischof von München und Freising. “Aber das hab ich mir nie vorstellen können früher, dass es einen Papst gibt, der jünger ist als ich, aber so ist es nun einmal. Ich bin sehr froh darüber.”

Glücklich und dankbar zeigte er sich auch über die Wahl von Robert Francis Prevost zu Papst Leo XIV. Zugleich warnte er davor, das neue Oberhaupt der Kirche als “Supermann” zu sehen. “Es ist ein Mensch! Wir können nicht erwarten, dass er Wunder vollbringt”, so der Kardinal. “Das gibt es nicht, weder in der Politik noch in der Kirche. Das macht der liebe Gott.” Als besondere Herausforderung nannte Marx die Einheit der Kirche und den Frieden in der Welt, den Leo XIV. bereits in seiner ersten Ansprache nach seiner Wahl mehrfach angemahnt hatte.

Das Reformprojekt Synodaler Weg der Kirche in Deutschland habe dagegen vermutlich nicht oberste Priorität für das neue Oberhaupt der Weltkirche. “Die Deutschen sollten mal ein bisschen ruhig bleiben, wir haben noch größere Horizonte zu erarbeiten. Der Papst wird sicher nicht als erstes sagen, wie geht’s denn in Deutschland.” Leo XIV. kenne und schätze ihn, sagte Marx. “Wir werden reden, aber das ist nicht das Erste, sondern wir müssen zusammenhalten.” Der neue Papst habe bereits von Synodalität als Thema der Weltkirche gesprochen. Das betreffe nicht die Kirche in Deutschland allein.

Marx zeigte sich überzeugt, dass der neue Papst den Weg von Papst Franziskus auf seine Art fortführe. Dies solle man aber nicht an “Petitessen” wie einfachen schwarzen Schuhen festmachen. Diese hatte Leo XIV. am Freitagvormittag bei seinem ersten Gottesdienst im Papstamt getragen. Der neue Papst werde seinen Stil finden. “Er ist jetzt Leo XIV., er macht es, wie er es will, und er macht es in guter Weise bis jetzt, da habe ich großes Vertrauen”, sagte Marx.