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Kardinal Marx warnt an Fronleichnam vor Politik der Abschottung

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat sich erschrocken über die aktuellen Nachrichten von Leid, Krieg und Gewalt gezeigt. „Ich erlebe das als Zivilisationsrückschritt ungeheuerlichen Maßes“, sagte der Erzbischof von München und Freising am Donnerstag laut Mitteilung in seiner Predigt zu Fronleichnam auf dem Münchner Marienplatz. Es dürfe nicht geschehen, dass „wir in den westlichen Nationen uns einmauern und die Armen müssen draußen bleiben. Da waren wir schon mal weiter“. Er hoffe dennoch weiterhin darauf, dass „wir zur Vernunft finden und zu der Einsicht, dass wir eine Menschheitsfamilie sind“. Mehr als 10.000 Menschen waren nach Angaben des Erzbistums zum Gottesdienst auf dem Marienplatz und zur anschließenden Fronleichnamsprozession gekommen.

Marx erinnerte in seiner Predigt an das gemeinschaftliche Element der Eucharistie, der Feier des Abendmahls. „Dieser Tisch, der an jedem Tag in jeder Kirche aufgestellt wird, ist ein Zeichen der Hoffnung, dass wir nur im Miteinander an einem Tisch einen Weg aus den Krisen heraus finden werden.“ Am Tisch der Eucharistie empfingen die Christinnen und Christen mit dem Leib Christi auch die Hoffnung und deshalb gehe es beim „täglich Brot“, um das im Vater Unser gebetet werde, „nicht nur um das Brot für den Leib, sondern um die Hoffnung. Es ist die Substanz, ohne die wir nicht leben können.“

Das gemeinsame Mahl der Eucharistie sei außerdem ein deutlicher Auftrag, jeden und jede als Teil einer Menschheitsfamilie zu sehen und auch so zu behandeln. Jesus habe im multikulturellen Galiläa seiner Zeit Menschen verschiedenster Hintergründe an einem Tisch empfangen. Diese Botschaft gelte es auch mit der Fronleichnamsprozession zu setzen, bei der der Leib Christi und damit die Hoffnung für alle in die Welt getragen werde, sagte Marx.

Im Mittelpunkt des katholischen Fronleichnamsfestes steht das eucharistische Brot, für die Katholiken ein Realsymbol für die Gegenwart Christi. Diese Gegenwart wird an Fronleichnam in besonderer Weise gefeiert, indem eine in einem Gottesdienst geweihte Hostie in einer Monstranz, einem liturgischen Schaugefäß, in einer Prozession durch die Straßen getragen wird. Das Wort Fronleichnam stammt aus dem Mittelhochdeutschen: „fron“ bedeutet „dem Herrn gehörend“, „lichnam“ meint den lebendigen Leib. Im Jahr 1264 legte Papst Urban IV. fest, Fronleichnam zehn Tage nach Pfingsten zu feiern. In Deutschland ist es nur in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland ein gesetzlicher Feiertag. (2003/19.06.2025)