Die „totgesagte Friedensbewegung“ ist nach Auffassung der ehemaligen hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann „ziemlich lebendig“. „Wir werden gern diffamiert als Putinversteher, naiv, wohlstandsverwöhnt, Lumpen- oder Sofapazifisten – aber wir lassen uns nicht beirren“, sagte Käßmann am Freitag auf einer Demonstration für Frieden und gegen Aufrüstung auf dem Schlossplatz in Stuttgart.
Mehr und mehr Menschen seien bereit, sich öffentlich dagegen zu wehren, dass Deutschland durch Waffenlieferungen immer mehr zur Kriegspartei werde, rief die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) den Demonstrierenden zu. „Wir wollen, dass unser Land sich stark macht in Diplomatie, um der Menschen willen.“
„Seit dreieinhalb Jahren erleben wir fassungslos eine schleichende Militarisierung unserer Gesellschaft“, erklärte die hannoversche Theologin. Es werde „Kriegsangst geschürt und Vorkriegsstimmung erzeugt“. Statt Hochrüstung mit Hunderten Milliarden Euro für Waffen und gleichzeitiger Kürzung der Sozialleistungen brauche es Abrüstung, Verhandlungen und Diplomatie.
An der Kundgebung in Stuttgart nahmen nach Angaben der Organisatoren rund 15.000 Demonstranten teil, in Berlin waren es laut Polizei etwa 7.000 Teilnehmende. Die Veranstalter sprachen dort von 20.000. Zu den zeitgleichen Protesten in der Bundeshauptstadt und in der baden-württembergischen Landeshauptstadt unter dem Motto „Nie wieder kriegstüchtig!“ hatten mehr als 450 Gruppen, Verbände und Parteien, darunter das BSW und Teile der SPD, aufgerufen.