Der Koordinator der Berliner Kältehilfe hat eine positive Bilanz der abgelaufenen Winterperiode gezogen. Wie Jens Aldag im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte, habe man im Schnitt eine Auslastung von rund 90 Prozent in den Einrichtungen gehabt. In der Spitze seien rund 1.200 Plätze belegt gewesen. Mit dem Beginn des Mai endete die Kältehilfe-Saison, in der Obdachlosen Übernachtungsmöglichkeiten geboten werden.
Laut neuen Zahlen des Wohnungslosenberichts des Bundes gebe es Berlin aktuell knapp 8.400 Wohnungslose, sagte der Kältehilfe-Koordinator: „Das ist natürlich eine Hausnummer, wenn wir im Gegensatz dazu in der Spitze nicht mal 1.200 Menschen in den Notübernachtungen haben.“
Die Herausforderungen für die Kältehilfe werden nicht kleiner
Aldag sprach auch über die Herausforderungen der Kältehilfe. Für die kommende Winterperiode ab Oktober seien rund 200 Plätze vakant, es fehle an Immobilien. Zudem befinde sich man in einem Generationenwechsel der ehrenamtlichen Arbeit: „Gerade die alten Hasen, die ganz lange dabei waren und viel Erfahrung haben, sind mittlerweile jenseits der Rente.“
Genug Ehrenamtliche zu finden, sei immer ein Problem, die Fluktuation sei hoch. Es sei schwierig, wenn Leute für nur ein paar Wochen einsteigen. Man brauche einen Stamm an erfahrenen Helfern, die wissen, wie es läuft, wie man mit den Menschen umgeht und eine Ahnung vom Versorgungssystem haben. „Da sind wir natürlich sehr froh, wenn wir Leute finden, die das länger machen“, sagte Aldag
Hitzeschutz genauso wichtig wie Kälteschutz
Zudem warnte er vor dem Sommer, auch vor dem Hintergrund des Klimawandels. „Der Hitzeschutz ist mittlerweile genauso wichtig wie der Kälteschutz. Auch der Sommer kann lebensbedrohlich sein“, sagte er. Es bräuchte mehr Schutz in der Mittagszeit. Generell plädierte er für eine Aufstockung der ganzjährigen Unterkünfte. Während der Sommerzeit gebe es nur rund 460 Übernachtungsplätze: „Von daher ist es wichtig, dass sich die Hitzehilfe in der öffentlichen Wahrnehmung und im Landeshaushalt etabliert.“
Im Umgang der Bevölkerung mit Obdachlosen sagte Aldag, generell gelte für das ganze Jahr: „Ansprechen, fragen, ob die Person Hilfe braucht, ob es ihr gut geht. Gerade das zwischenmenschliche ist ein großer Faktor.“ Obdachlose erführen viel Ablehnung und seien oft einfach dankbar, wenn man sich ihnen zuwendet.