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Judenhass in Flensburg: Israelischer Politiker kündigt Klage an

Der Aushang eines judenfeindlichen Plakats durch einen Einzelhändler in Flensburg sorgt hierzulande und in Israel für Empörung. Der Antisemitismusbeauftragte des Landes Schleswig-Holstein, Gerhard Ulrich, sprach von einer neuen Eskalationsstufe in der Gesellschaft. Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid kündigte juristische Schritte gegen den Flensburger Geschäftsinhaber an.

Am Donnerstag war bekannt geworden, dass ein Einzelhändler in Flensburg ein antisemitisches Plakat mit der Aufschrift „Juden haben hier Hausverbot!“ in sein Schaufenster gehängt hatte. Im Zuge eines Polizeieinsatzes war das Plakat bereits am Mittwochabend entfernt worden. Mehrere Menschen, darunter Ex-Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) und Ulrich, haben Strafanzeige gegen den Mann gestellt. Die Staatsanwaltschaft Flensburg hat ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Volksverhetzung eingeleitet.

„Dieses Schild in diesem Laden ist ein widerliches, entsetzliches Zeichen für das, was in unserer Gesellschaft gerade los ist“, sagte der evangelische Altbischof Ulrich dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Zivilgesellschaft müsse endlich aufstehen und sich empören gegen den Judenhass, der sich in Deutschland Bahn breche.

Jair Lapid äußerte sich am Freitag auf X, ehemals Twitter. Dort schrieb er in Bezug auf den Flensburger Einzelhändler, er werde „diesen Mann auf jeden einzelnen Cent verklagen“. Der Vorsitzende der liberalen Zentrumspartei Jesch Atid postete weiter: „Die Juden werden nicht mehr schweigen.“

Lapid schrieb, er werde den Händler im „Namen von Tomislav Lempl, einem jüdischen Kind im Ghetto“, verklagen. Damit ist Lapids Vater gemeint. Der 1931 im damals jugoslawischen Novi Sad geborene Tomislav Lempl war von den Nationalsozialisten ins Budapester Ghetto deportiert worden. Der Holocaust-Überlebende nahm nach seiner Übersiedlung nach Israel und Heirat den Namen Joseph Lapid an. Er arbeitete als Journalist, gehörte später dem israelischen Parlament an und war zwischenzeitlich Justizminister. Joseph Lapid starb 2008.

Ulrich sagte, die antisemitischen Vorfälle in Schleswig-Holstein hätten sich mit 588 Fällen im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2023 nahezu verfünffacht. Die Politik tue alles, um Antisemitismus vehement zu begegnen, mit Runden Tischen, Aktionsplänen und guten Beziehungen zu den jüdischen Landesverbänden. „Doch die Gesellschaft schweigt, dabei entwickelt sie sich weg von der Demokratie. Was sollen wir denn noch machen und sagen, damit die Menschen endlich gegen Antisemitismus demonstrieren?“, fragte Ulrich empört.

Ulrich sehe auch die Kirche in der Pflicht, auf der Straße, auf der Kanzel und in Gesprächen mit Menschen deutlich ihre Stimme zu erheben. „Wir als Kirche haben die Möglichkeit, die Menschen dazu zu ermutigen, diese Entwicklung nicht einfach hinzunehmen.“