Für die Israelin Yuli Novak steht fest: Ihr Land begeht gerade einen Völkermord an den Palästinensern. Dies sei nur durch internationale Unterstützung möglich. Ihren Landsleuten macht die Aktivistin schwere Vorwürfe.
Die Leiterin der israelischen Menschenrechtsorganisation B’Tselem, Yuli Novak, begrüßt die Entscheidung der Bundesregierung, Israel keine Waffen mehr zu liefern. “Ich verstehe die Komplexität der deutschen Israelpolitik sehr gut. Aber Deutschlands Verantwortung für seine vergangenen Verbrechen besteht nicht nur gegenüber dem jüdischen Volk, sondern gegenüber der gesamten Menschheit”, sagte Novak der “Süddeutschen Zeitung” (Montag). Ohne die Unterstützung europäischer Regierungen und der USA könnte Israel “diesen Völkermord” an den Palästinensern nicht begehen. “Das muss man klar sehen”, so Novak.
Derzeit sei die bittere Realität, dass die Nachfahren der Holocaust-Opfer nun selbst einen Genozid begingen. Im Gazastreifen seien 80 Prozent aller Gebäude zerstört, auch Krankenhäuser, Schulen und Moscheen. Und es gebe eine Politik des Aushungerns. “Palästinensisches Leben als solches soll hier unmöglich gemacht, die Zukunft der Menschen ausgelöscht werden”, sagte Novak. Man müsse kein Jurist sein, um zu begreifen, was in Gaza geschehe. Dem seien Jahrzehnte der Apartheid und der Separation von jüdischen Israelis und Palästinensern vorausgegangen.
Ihren Landsleuten macht die Menschenrechtsaktivistin schwere Vorwürfe. “Wenn ich mir Israel heute anschaue, komme ich zu dem Schluss: Meine Gesellschaft nimmt genozidale Züge an.” Dabei spielen die Medien aus ihrer Sicht eine wichtige Rolle. Fast alle Nachrichtensender und Zeitungen schürten, unterstützten oder leugneten den Völkermord an den Palästinensern. “Im Fernsehen geht es nicht um die Frage, ob es die Hungersnot geben sollte oder nicht, sondern nur noch darum, ob tatsächlich die ganze Bevölkerung verhungern sollte.”