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Infektiologe: Politiker sollten Corona-Pandemie nicht vergessen

Das Bernhard-Nocht-Institut, das größte Institut für Tropenmedizin in Deutschland, wird am 1. Oktober 125 Jahre alt. Leiter Jürgen May warnt davor, Pandemien politisch zu vergessen – man müsse stets damit rechnen.

Die Politik sollte nach Einschätzung eines Experten die Corona-Pandemie nicht so schnell vergessen. Nur dann könne man im Falle des Falles vorbereitet sein, sagte der Leiter des Bernhard-Nocht-Instituts, Jürgen May, am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Zur Zeit stünden andere Dinge auf der Tagesordnung, wie etwa der Ukraine-Krieg oder die Lage in Gaza. “Aber das mindert ja nicht die Gefahr einer nächsten Pandemie.”

Eine Pandemie in dieser Größenordnung sei zwar einerseits “eine Ausnahmeerscheinung, aber wir müssen andererseits immer wieder damit rechnen, dass so etwas kommt”, betonte May.

Mit Blick auf die Bekämpfung der Corona-Pandemie zieht der Experte eine gemischte Bilanz; so kritisiert er den Datenschutz: “Da muss man sicherlich etwas verändern.” Datenschutz sei “zwar grundsätzlich ein hohes Gut. Aber die Folge daraus war, dass wir auch, als die Pandemie schon zwei Jahre fortgeschritten war, gar nicht so richtig wussten, wie viele Menschen eigentlich geimpft waren, wie sie geimpft waren und wie viele schon infiziert waren.” Dadurch hätten dann die Informationen zu sogenannter Herdenimmunität und zur Wirksamkeit der Impfung gefehlt.

Grundsätzlich forderte der Mediziner, die Menschen mit Blick auf Forschung und Wissenschaft besser aufzuklären. Durch die Corona-Pandemie sei eine gewisse Skepsis gegenüber der Wissenschaft zutage getreten. “Offenbar konnten wir nicht gut überzeugen. Wir hatten eine sehr gute Impfung, und trotzdem haben sie doch gar nicht so wenige Menschen abgelehnt. Darüber müssen wir uns Gedanken machen, wie man da die Menschen besser mitnehmen kann”, sagte May.