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„Ich stehe hier und kann nicht anders!“

Die sechste Zusammenkunft in der Dortmunder evangelischen Stadtkirche St. Petri mit 150 Teilnehmerinnen stand ganz im Zeichen des Reformationsjubiläums. Namhafte Frauen aus Kirche und Gesellschaft zeigten Dimensionen von Verantwortung auf

„Ich stehe hier und kann nicht anders! – Frauen übernehmen Verantwortung“, so hieß der Titel des 6. Dortmunder Frauenmahls am 17. Februar von 17 bis 21 Uhr in der evangelischen Stadtkirche St. Petri, Westenhellweg. An langen Tafeln in der besonderen Atmosphäre der Dortmunder Kirche fanden 150 Frauen Platz. Vier bekannte Frauen aus Kirche und Gesellschaft hielten Tischreden über verschiedene Dimensionen von Verantwortung.

Vier Frauen – vier Beispiele für Verantwortung

Die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW), Präses Annette Kurschus, sprach unter dem Titel „Standfest und beweglich. Der Impuls der Reformation“ zur Bedeutung der Reformation heute. Sie erinnerte in ihrer Rede an die Reformatorin Katharina Schütz Zell, die 1497 in Straßburg geboren wurde. Sie genoss eine gute Schulbildung und hatte früh großes Interesse an geistlichen Fragen, Gesprächen und Büchern. In den 1520er Jahren lernte sie die Schriften von Martin Luther, Philipp Melanchthon und Martin Bucer kennen. Katharina Schütz Zell verstand sich  – anders als viele Reformatorenfrauen – als gleichwertige Mitarbeiterin ihres Ehemannes im kirchlichen Dienst, als Mitreformatorin.
Präses Annette Kurschus betonte, dass Reformation heißt: verwurzelt und standfest im Glauben zu sein. Aber Reformation bedeute auch, in Bewegung zu sein, beweglich zu werden und Neues zu schaffen und zu denken. Dazu lädt die Evangelische Kirche im Jahr des Reformationsjubiläums besonders ein. Weitere Informationen dazu unter www.einfach-frei-2017.de.
Nicola Berckhoff  vom Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV), Landesverband NRW e.V., plädierte dafür, Alleinerziehende mehr in den politischen und gesellschaftlichen Blick zu nehmen. „Alleinerziehende sind keine Familien zweiter Klasse“, so lautete ihr Statement. Sie erinnerte an die Gründerin Luise Schöffel, die 1967 den VAMV noch als „Verband lediger Mütter“ gründete. Und das zu einer Zeit, als unverheiratete Mütter noch einen Amtsvormund für ihre Kinder hatten und die Kinder mit ihren Vätern als „nicht verwandt“ galten. Ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass sich Alleinerziehende für ihre Rechte und gesellschaftliche Anerkennung eingesetzt haben und dies bis heute erfolgreich tun.
„Neue Chancen für Frauen nach der Flucht“, dieses Ziel hat sich Monika Goldmann vom Dortmunder Forum Frau und Wirtschaft e.V. gesetzt. Und es gelingt ihr auch. Zusammen mit anderen aktiven Dortmunderinnen hat die promovierte Soziologin ein Mentoring-Projekt für Frauen mit Fluchterfahrungen ins Leben gerufen, das sie in ihrer Rede vorstellte.
Maria von Welser, Publizistin und TV-Journalistin, musste leider ihre Rede aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen. Stattdessen sprach Ellen Radtke, Theologin und neue Studienleiterin im Zentrum der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für Genderfragen in Kirche und Theologie, zu dem Thema „Fürchte dich nicht – Ich gender nur mich!“. Die lesbische Pfarrerin erläuterte lebensnah, wie sie mit Reaktionen aus der Gesellschaft und ihrer Gemeinde umgeht. Sie machte Mut, offen Fragen zu stellen und das respektvolle Gespräch miteinander zu suchen. Denn das sei ganz im Sinne Jesu: Einander in der Verschiedenheit anzunehmen, eins zu werden im Glauben und im Vertrauen darauf, dass Gott uns, so wie wir sind, liebt.
Die Tischreden wurden gehalten während eines sri lankisch-vegetarischen Drei-Gänge-Menüs mit Gelegenheit zum Austausch bei Kerzenschein und Saxophonmusik von Kristina Mohr. Außerdem wurde die Ausstellung „G-Code – Reformation zum Hören“ in der St. Petrikirche eröffnet. An fünf Hörstationen gab es reformatorische Impulse zum Thema Gleichstellung. Weitere Informationen zum reformatorischen Hörweg unter www.g-code.de.
Die Frauenmahl-Veranstaltung ist eine Kooperation eines breiten westfälischen Frauenbündnisses: Lindtraut Belthle-Drury (Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V., Soest), Almut Begemann (Evangelische Stadtkirche St. Petri, Dortmund), Sabine Federmann (Evangelische Akademie, Villigst), Maresa Feldmann (Gleichstellungsbeauftragte Stadt Dortmund), Ute Hedrich (Amt für Mission, Ökumene und Weltverantwortung [MÖWe], Dortmund), Nicole Richter (Frauenreferat der EKvW, Villigst), Claudia Schirmer (Zonta Club Dortmund Phoenix), Anke Steger (Gleichstellungsbeauftragte des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund), Susanne Wolf (Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung [IAFW], Villigst), Duygu Yalcin (Sophia e.V., Dortmund).