Von Uwe Birnstein
31. Oktober 2017, Flughafen Berlin-Brandenburg: Auf dem Rollfeld verfolgen 201700 Menschen, wie Nena 95 Luftballons in den Himmel steigen lässt und ein großes Schild enthüllt: „Martin-Luther-Airport“. Das Logo zeigt einen Apfelbaum. Der Alt-Tegeler Posaunenchor stimmt „Hinterm Horizont geht’s weiter“ an. Durch dicke Schläuche pustet die Flughafenfeuerwehr Luther-Bonbons in die Menge. Videoleinwände zeigen, wie Hartmut Mehdorn und Margot Käßmann Hand in Hand über die Startbahn null-vier schreiten, beide sichtlich erleichtert: Das Reformationsjubiläum von Wittenberg nach Berlin zu verlegen, war eine super Idee und nun wird der Flughafen auch noch mit kirchlichem Segen eröffnet. Da bebt der nasse Asphalt, wie ein Pfeil zischt die erste Maschine vorbei: Alitalia aus Rom bringt den Papst. In einem alten Renault kutschiert er durch die Menge, während Helene Fischer atemlos „Mitten im Paradies“ keucht. Auf der Bühne angekommen, reißen der EKD-Ratsvorsitzende und der Papst eine übergroße Styropormauer ein, beide bekennen: „Niemand hat je beabsichtigt, eine Mauer zwischen den Christen zu errichten“, dann fallen sie sich in die Arme und stimmen „Oh happy day“ an. Der Jubel steigert sich ins Unermessliche. Als ein Funke des Mitternachtsfeuerwerkes die Brandschutzanlage des Flughafengebäudes auslöst, seufzt Mehdorn selig: „Sie funktioniert!“ Mit dem Morgengrauen summen die letzten Beseelten „Sonne der Gerechtigkeit“, dann geben alle das Rollfeld für den normalen Flughafenbetrieb frei. In der Luft zieht ein Rosinenbomber ein EKD-Banner durch die Luft: „Auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2517“.Auch unter den Wolken darf die Gedankenfreiheit wohl grenzenlos sein.
