Artikel teilen:

Hilfsorganisationen kritisieren Kürzungen durch G7-Staaten

Die Gruppe der G7 streicht ihre finanzielle Unterstützung für die ärmsten Länder der Welt zusammen. Entwicklungshelfer warnen: Die Einsparungen kosteten Millionen Menschenleben.

G7-Gipfel in Kanada mit Vertretern der sieben großen Wirtschaftsnationen
G7-Gipfel in Kanada mit Vertretern der sieben großen WirtschaftsnationenImago / NurPhoto

Vor dem G7-Gipfel in Kanada kritisieren mehrere Organisationen Kürzungen von Entwicklungsgeldern durch die Gruppe der sieben großen Wirtschaftsnationen. In eindringlichen Appellen warnen Entwicklungshelfer, dass ein Wegfall der Unterstützung im Kampf gegen Armut, Hunger und Krankheiten für Millionen Menschen den Tod bedeute. Das G7-Treffen findet im kanadischen Kananaskis statt.

“Die G7 stehlen sich aus ihrer Verantwortung – das ist skandalös”, sagte Oxfam-Experte Jörn Kalinski in dem kanadischen Tagungsort. Die bereits erfolgten und geplanten Einschnitte bis 2026 um 44 Milliarden US-Dollar seien die größten seit Gründung der Gruppe 1975. Während die USA mit 33 Milliarden US-Dollar den Hauptanteil einsparen wollten, folgten Großbritannien mit Plänen für Abstriche von 5 Milliarden sowie Deutschland und Frankreich von je 3,5 Milliarden US-Dollar.

Oxfam: “Superreiche” zur Kasse bitten

Die Kürzung der US-Hilfen allein könnten zu drei Millionen vermeidbaren Todesfällen jährlich führen, weil für 95 Millionen Menschen der Zugang zu Gesundheitsdiensten wegfalle, warnte Oxfam. Die Einsparung von 128 Millionen US-Dollar für ein Ernährungsprogramm allein werde zudem zu jährlich zusätzlich 163.500 Todesfällen unter Kindern führen. Die Entwicklungsorganisationen forderten Deutschland und die anderen G7-Staaten auf, die Einsparungen zu stoppen. Stattdessen sollten “Superreiche” stärker besteuert werden.

“Es ist erschütternd, dass Großbritannien, Frankreich und Deutschland, anstatt in die Bresche zu springen und die – durch die Zerschlagung der US-Entwicklungsbehörde gerissene – Lücke nicht ganz so groß werden zu lassen, sich hinter Trump verstecken und denselben Weg gehen”, kritisierte Oxfam-Experte Kalinski weiter. Diese Entscheidungen drohten, jahrzehntelange Fortschritte im Kampf gegen extreme Armut zunichtezumachen, so die Organisation Global Citizen.

G7-“Wertegemeinschaft” hat Verpflichtungen

“Diese Politik wird Millionen Menschen das Leben kosten”, sagte auch Fiona Uellendahl, Expertin des christlichen Kinderhilfswerks World Vision. Die globale Hungerkrise spitze sich zu. Die G7 sollten sich darauf besinnen, dass ihre vielbeschworene “Wertegemeinschaft” auch Verpflichtungen mit sich bringe, so die Organisation. Die G7-Länder finanzieren bisher rund drei Viertel der globalen Entwicklungszusammenarbeit.

Bei dem Gipfeltreffen in Kanada geben Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) wie auch die neuen Regierungschefs Kanadas, Großbritanniens und Japans ihr Debüt in dem illustren Kreis. Für US-Präsident Donald Trump ist es das erste G7-Treffen seiner zweiten Amtszeit. Wichtigste Themen sind neben dem Ukraine-Krieg und der jüngsten Eskalation zwischen Israel und dem Iran auch die Handelsspannungen mit den USA. Wegen der Differenzen mit Trump wird kein gemeinsames Kommuniqué erwartet.