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Helfen tut gut – und wenn nicht?

Die neue Diakonie-Broschüre „Wenn Helfen nicht mehr gut tut“ schildert Beispiele und zeigt praktische Wege auf, wie man sich engagieren kann, ohne die notwendige Selbstsorge zu vernachlässigen

epd-bild / Detlef Heese

Die Weihnachtszeit ist die beste Zeit zum Helfen. Diese Ansage war vor Weihnachten überall zu hören und zu lesen. „Helfen“ meint hier zunächst vor allem Spenden.
Aber natürlich ist die Adventszeit auch die Hochzeit des ehrenamtlichen Engagements. Die Diakoniesammlerinnen sind zur Adventssammlung unterwegs. Grüne Damen sind im Einsatz, damit Patienten im Krankenhaus oder Bewohner in Altenheimen ein schönes Fest erleben können. In den Kirchengemeinden werden Feiern für Obdachlose ausgerichtet. Das sind nur wenige Beispiele für die bunte Vielfalt des Ehrenamts in der Diakonie.
700 000 Menschen, so hat es eine Studie vor wenigen Jahren ergeben, engagieren sich deutschlandweit ehrenamtlich in der Diakonie. Im Verbandsgebiet der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, so schätzen wir, gibt es etwa 100 000 freiwillig aktive Helferinnen und Helfer.
Professionelle Hilfe ist ein Muss, ehrenamtliche Hilfe oft der Mehrwert. Aber dieser Mehrwert ist nahezu unverzichtbar. Wie könnte die Integration von Flüchtlingen gelingen, wenn sich zusätzlich zu den staatlich zuständigen Behörden und Instanzen nicht so viele Frauen und Männer gefunden hätten, die als Paten, als Begleiter zu Behördengängen, mit Sprach- oder Freizeitangeboten sich für die vielen Geflüchteten einsetzen? Hier hat sich in jüngster Zeit noch eine neue Welle für intensive ehrenamtliche Tätigkeit entwickelt.
Die Politik weiß das Ehrenamt zu würdigen. In ihrer Neujahrsansprache 2017 sagte NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft: „Unsere Ehrenamtlichen machen das Leben vieler besser.“ Und für eine Kirche, die das „Priestertum aller“ als Leitgedanken hat, ist eine gute Kultur der Zusammenarbeit von Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen von zentraler Bedeutung.
Der Mediziner und Kabarettist Eckart von Hirschhausen hat eine frohe Botschaft für alle, die sich ehrenamtlich auf den Weg machen. Wer sich für andere einsetzt, so Hirschhausen, lebt sieben Jahre länger. Ehrenamtliches Engagement tut also gut – denen, denen geholfen wird, und zugleich denen, die helfen. So weit, so gut mit dem Ehrenamt?
Ehrenamtliche Hilfe kann aber auch dazu führen, dass Helfen nicht mehr gut tut. Darauf macht eine neue Diakonie-Broschüre aufmerksam. Dieser 60 Seiten umfassende Wegweiser bietet Hilfen, wenn Grenzen freiwilligen Engagements erreicht werden. Die Ehrenamtsexpertinnen der Diakonie Hessen, der Diakonie Pfalz und der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe haben gemeinsam das Heft erarbeitet. Ziel ist es, Ehrenamtliche beim Umgang mit schwierigen Situationen zu unterstützen.
Vor etlichen Jahren schon machte das Schlagwort von den „hilflosen Helfern“ die Runde. Heute spricht man gerne von „Burnout“. Ausbrennen können nicht nur Berufstätige, die gegen Bezahlung in sozialen Berufen arbeiten, ausbrennen können auch Ehrenamtliche, die unentgeltlich anderen helfen. Die Broschüre schildert Beispiele und zeigt Lösungsvorschläge auf.
Manchmal stimmen die Rahmenbedingungen nicht. Oft überfordern Ehrenamtliche sich. Gelegentlich hakt die Kommunikation zwischen „Nutzern“ und Helfern. Auch sind gerade kirchlich gebundene Menschen oft im Mehrfachengagement überlastet.
Das Heft „Wenn Helfen nicht mehr gut tut“ zeigt praktische Wege auf, wie man sich engagieren kann, ohne die notwendige Selbstsorge zu vernachlässigen.
Ehrenamtliches Engagement ist eine unverzichtbare „Ressource“ der Zivilgesellschaft. „Ressource“, ein Wort, das aus der Sprache der Wirtschaft in die Alltagssprache eingedrungen ist, heißt im lateinischen Wortsinn nichts anderes als Quelle. Eine Quelle kann austrocknen, versiegen oder verplätschern – aber mit geeigneten Maßnahmen kann man dafür sorgen, dass das nicht passiert.

Die 60-seitige Broschüre „Wenn Helfen nicht mehr gut tut…“ (Ein Wegweiser durch die Welt des Helfens) kann kostenlos bestellt werden bei Karen Sommer-Loeffen, Telefon (02 11) 63 98-0, E-Mail: k.sommer-loeffen@diakonie-rwl.de.