Der Überfall der Hamas auf Israel vor einem Jahr war der größte Massenmord an Jüdinnen und Juden seit der Shoah. In dem folgenden Krieg starben auch Zigtausende Palästinenser. Nun droht der Nahe Osten zu explodieren.
Am 7. Oktober jährt sich zum ersten Mal der Angriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel. Das Land und Juden weltweit planen Gedenkfeiern für die Opfer des Überfalls. In Israel kam es dabei im Vorfeld der Feiern wiederholt zu Streit zwischen der Regierung und Teilen der Opferfamilien. In Deutschland sind zahlreiche Gedenkveranstaltungen beispielsweise in jüdischen Gemeinden geplant. In Berlin ist zudem eine Veranstaltung mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, und dem Islamismus-Experten Ahmad Mansour vorgesehen.
Am 7. Oktober 2023 griffen Terroristen der islamistischen Hamas zahlreiche israelische Orte, Kibbuze und Armeestützpunkte entlang der Grenze zum Gazastreifen an. Dabei wurden nach offiziellen israelischen Angaben mehr als 800 Zivilisten und rund 370 Soldaten getötet. Rund 250 Geiseln wurden in den Gazastreifen verschleppt. Bis heute befinden sich noch 101 tote und lebendige Geiseln in der Gewalt der Hamas.
Am 8. Oktober erklärte Israel offiziell den Kriegszustand. Am selben Tag begann die libanesische Hisbollah mit dem Abschuss von Raketen und Artilleriegeschossen auf israelisches Gebiet. Nach Angaben des israelischen Instituts für Nationale Sicherheitsstudien sind seit dem 7. Oktober insgesamt 1.685 Israelis getötet worden, darunter 715 Soldaten. Insgesamt wurden demnach seither mehr als 19.000 Raketen auf Israel geschossen, darunter rund 9.000 von der Hisbollah. Israel zählt weiterhin 143.000 Binnenvertriebene bzw. Evakuierte.
Die Zahl der im selben Zeitraum im Gazastreifen getöteten Palästinenser liegt nach Angaben des Hamas-geführten Gesundheitsministeriums in Gaza bei fast 42.000. Im von Israel besetzten Westjordanland wurden nach palästinensischen Angaben 717 Palästinenser getötet, teils von radikalen Siedlern. Im Libanon starben seit Kriegsbeginn der Regierung in Beirut zufolge fast 2.000 Menschen, circa 140.000 Libanesen sind auf der Flucht vor den Kampfhandlungen.
In den vergangenen Tagen ist die Lage noch weiter eskaliert. Auf die Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah folgte eine israelische Bodenoffensive im Libanon und am vergangenen Dienstag der massenhafte Raketenbeschuss Israels durch Iran. Israel hat dafür Vergeltung angekündigt.
Um das Gedenken an die Opfer des Hamas-Terrorangriffs zum Jahrestag am 7. Oktober entstand in Israel eine heftige Debatte. Unter Ägide der israelischen Verkehrsministerin Miri Regev (Likud) wird es eine staatliche Gedenkfeier in der südisraelischen Stadt Ofakim geben, die live und ohne Publikum übertragen werden soll. Mehrere Kibbuze, die vom Hamasangriff hart getroffen wurden, sagten die Teilnahme ab und kündigten eigene Gedenkfeiern an. Ferner untersagten Angehörige von Opfern und Geiseln der Ministerin die Nutzung der Namen und Bilder ihrer Angehörigen im Rahmen der staatlichen Feier. Sie werfen der Regierung vor, politischen Eigennutz über das Leben der Geiseln zu stellen.
Zu den geplanten alternativen Veranstaltungen zählt eine Gedenkfeier in einem Park in Tel Aviv, zu dem nach Veranstalterangaben rund 40.000 Einlasskarten verteilt wurden. Eine weitere Gedenkfeier ist auf dem Gelände des Supernova-Musik-Festivals im südisraelischen Kibbutz Re’im geplant, wo am 7. Oktober mindestens 360 Menschen getötet wurden.