Die Welt wankt. Vielleicht war das nie anders. Krieg, Terror und Tote durch Gewalt gab es zu allen Zeiten. Was aber anders ist: Die Welt scheint sich neu zu ordnen.
Allem voran das erneute Rempeln und Rangeln der Supermächte. Die USA und Russland verstricken sich immer mehr in einen neu aufflammenden Zwist. Von Nickligkeiten über Stellvertreterkonflikte geht es zu ernsthaften Drohgebärden. Eine Linie ist dabei nicht zu erkennen. Mal sieht es nach Annäherung aus (Präsident Trump, dem man persönliche Sympathien zum russischen Präsidenten Putin nachsagt). Mal nach Eskalation (Kongress und Senat, die einstimmig Sanktionen gegen Russland beschließen). Wenn man morgens die Schlagzeilen anschaut, ist man ja schon fast überrascht, wenn es über Nacht mal keine Kapriolen gegeben hat.
Im Windschatten dieses Hickhacks zieht China auf. Viele Beobachter sagen, dass hier das kommende Machtzentrum des politischen und wirtschaftlichen Weltgeschehens liegen wird.
Irgendwo dazwischen sorgen Islamismus und Nordkorea für Angst und Verwirrung.
Wenn man zynisch sein wollte, könnte man sagen: Der Kalte Krieg hatte immerhin garantiert, dass die Fronten klar waren. Wir hier (der Westen). Die da (der Osten).
Und jetzt? Die Grenzen verwischen. Bis hin zu Regierungskreisen wird in Deutschland laut darüber nachgedacht, dass man sich unabhängiger von den USA machen müsste. Allmählich dämmert es, dass das neue „America first“ auch bei Sanktionen, Gerichtsprozessen und einem möglichen drohenden Wirtschaftskrieg eine Rolle spielen könnte. Aber wo liegen die Alternativen? Europa heillos zerstritten und gelähmt in neuen Nationalismen. Russland gilt als Erzfeind. China wegen seiner Menschenrechtslage als ausgeschlossen.
Veränderungen machen Angst.
Aber: Leben ist Veränderung. Ein Werden und Vergehen. Und wieder neu Werden. Das gilt auch im persönlichen Bereich.
Und auch im Glauben.
Das, was ich als Kind geglaubt und verstanden habe, ist etwas anderes, als das, was ich als Jugendlicher verstanden und geglaubt habe. In der Mitte des Lebens war es dann wieder anders. Und schließlich, wenn das Ende in Sichtweite gerät, mag noch mal eine ganz neue Sicht des Lebens und Glaubens dazukommen.
Ehe für alle – wer hätte denn vor 30 Jahren daran gedacht, dass das mal von der Kanzel gepredigt werden würde? Und überhaupt, die Kanzel: Es ist noch nicht lange her, da durften da oben nur Männer reden – in der heutigen Zeit zumindest für die evangelische Kirche ein Unding.
Der Glaube soll und kann Halt geben. Aber nicht, in dem er vermeintlich „ewige Wahrheiten“ aufstellt, die sich nie mehr ändern dürften. Gottes Wahrheit ist ewig. Aber was wir davon verstehen, muss immer wieder neu erbeten und ausgehandelt werden.