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“Gutes Gespräch” nach Kritik an Buber-Rosenzweig-Medaille

In seiner Arbeit plädiert Meron Mendel für die Kraft des Gesprächs. Zu einem solchen kam es jetzt, nachdem der Präsident des Zentralrats der Juden die Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille an Mendel kritisiert hatte.

Nach der Kritik des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland an der geplanten Verleihung der renommierten Buber-Rosenzweig-Medaille an den Historiker Meron Mendel hat es ein Gespräch zwischen beiden Seiten gegeben. Mendel bestätigte am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), dass ein Gespräch mit Josef Schuster stattgefunden habe. Es sei “gut und konstruktiv” verlaufen, weitere Angaben machte er nicht. Ein Sprecher des Zentralrats sagte der KNA, dass Schuster und Mendel in der vergangenen Woche “vertraulich” miteinander gesprochen hätten.

In einem Interview der “Süddeutschen Zeitung” (Wochenende) hatte der Co-Leiter der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main gesagt, dass er Schuster um einen Gesprächstermin gebeten habe. Dieser hatte seine Kritik zuvor in einem Brief niedergelegt. Schuster führt “umstrittene und zum Teil untragbare Positionierungen” von Mendel an. Dieser lege in seinen Äußerungen “in erster Linie seine persönliche Meinung” dar. Mendel nehme eine “Sprecherposition ein, die als eine vermeintlich repräsentative jüdische Position weitertradiert wird”, seine Ansichten seien in der jüdischen Gemeinschaft aber “nicht mehrheitsfähig”.

Schusters Brief war an die Mitglieder des Präsidiums des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit sowie an dessen Generalsekretär gerichtet. Die Organisation aus dem hessischen Bad Nauheim verleiht die Medaille, die Verdienste um eine Verständigung zwischen Christen und Juden würdigt. Schuster gehört dem Kuratorium des Koordinierungsrats an. Über die Preisvergabe entscheidet dessen Vorstand.

In der Zeitung sagte Mendel, er sei nicht der Feind des Zentralrats. Auch bot er an, auf den Preis zu verzichten, wenn Schuster meine, “es wäre besser für die Juden in Deutschland, wenn ich die Medaille nicht kriege”. Dazu äußerte sich Mendel gegenüber der KNA nicht näher. Vom Zentralrat hieß es jetzt, dass Schuster als Kuratoriumsmitglied “intern einige Positionen von Herrn Mendel und deren öffentliche Wahrnehmung kritisiert” habe. Dabei habe Schuster nie gefordert, Mendel und seiner Frau Saba-Nur Cheema, die gemeinsam ausgezeichnet werden sollen, die Buber-Rosenzweig-Medaille nicht mehr zu verleihen.

In dem Interview hatte Mendel zudem gesagt, er sei verletzt wegen des Briefes gewesen. “Weil meine Position als illegitim dargestellt wird, als schädlich für die Juden in Deutschland.” Dabei komme die Arbeit von ihm und seiner muslimischen Ehefrau “aus einer tiefen Verbundenheit mit Israel” und den Palästinensern. “Gleichzeitig geht dieser Angriff gegen mich an der Auszeichnung völlig vorbei. Denn die ist ja nicht für mich und meine Meinungen, sondern für unsere gemeinsame Arbeit.”

Und: “Die Frage ist ja auch: Wie stellt man sich das vor? Dass Juden nur sprechen dürfen, wenn sie die offizielle Position ‘der Gemeinschaft’ vertreten? Das wäre der Horror.”

Mendel soll mit der Politologin Cheema die Medaille am 9. März 2025 in Hamburg erhalten. Kritik an Cheema enthält Schusters Schreiben nicht. Sie sagte in dem Doppelinterview, dass sie die Auszeichnung behalten wolle. Sie betonte auch: “Wir vertreten in unseren Communitys beide keine Mehrheitsmeinungen.”