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Gute Vorbereitung und hohe Motivation

FSJ, weltwärts, MissionarIn auf Zeit – es gibt viele Programme, mit denen junge Menschen einen Freiwilligendienst nach der Schule leisten können. Doch wie findet man das Richtige? Wichtig ist: Früh mit den Vorbereitungen anfangen

Jörn Neumann

Wenn ein Schuljahr zu Ende geht, heißt es für Tausende junge Leute in Deutschland: Was kommt nach dem Schulabschluss? „Bei jungen Menschen gibt es ein steigendes Interesse daran, nach der Schule einen Freiwilligendienst zu machen“, berichtet die Pressesprecherin der Bundesagentur für Arbeit, Aneta Schikora. „Wer sich für einen Freiwilligendienst interessiert, sollte sich gut und intensiv über die Programme informieren – denn davon gibt es sehr, sehr viele.“

Bereich sollte nach Interesse gewählt werden

Beispielsweise das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ), das nicht nur in sozialen Einrichtungen, sondern auch im Kultur- oder Sportbereich geleistet werden kann. Zudem das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ), den Bundesfreiwilligendienst, den Auslands-Entwicklungsdienst weltwärts, den Internationalen Jugendfreiwilligendienst und kirchliche Programme wie MissionarIn auf Zeit oder das Diakonische Jahr im Ausland. Die große Auswahl bedeute, „dass für jeden etwas dabei ist, aber es muss wirklich interessenskompatibel sein, denn man muss im Regelfall ein Jahr durchhalten“, gibt Schikora zu bedenken.
Wichtige Informationsquellen über die Programme sind nach Angaben von Schikora Internetseiten wie die des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben, das unter anderem über FSJ und FÖJ, Bundesfreiwilligendienst und den Internationalen Jugendfreiwilligendienst informiert. Auch auf der Seite der Bundesagentur für Arbeit gebe es umfassende Informationen und Links zu den verschiedenen Möglichkeiten. Auf den Internetseiten der jeweiligen Programme seien genaue Informationen zu finden und Organisationen vermerkt, die in konkreten Projekten den Freiwilligendienst anböten. Aber auch die Mitarbeiter der Berufsberatung in den Arbeitsagenturen stünden als Ansprechpersonen zur Verfügung.
Auch Jana Gelies wollte sich nach der Schule engagieren. Sie fing bereits ein Jahr vor ihrem Abschluss an, sich im Internet über die verschiedenen Programme zu informieren – genau der Zeitraum, den auch Schikora Interessierten empfiehlt. Die junge Frau wurde auf weltwärts, den entwicklungspolitischen Dienst im Ausland, aufmerksam. „Ich wollte das Leben im Ausland, das nicht europäisch oder ähnlich ist, kennenler-nen und dort helfen“, erzählt Gelies. Bei sechs Organisationen hat sie sich mit Bewerbungsbogen, Lebenslauf und Motivationsschreiben beworben – von „In via Köln“, dem katholischen Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit Köln, erhielt sie eine Zusage.
„In via Köln“ lege unter anderem viel Wert auf die Motivation der Bewerber, erklärt Magnus Tappert, der dort als Referent für Freiwilligendienste arbeitet. „Wenn jemand nur reisen oder vor Problemen, die er zuhause hat, wegrennen möchte, ist ein Freiwilligendienst sicherlich nicht das Richtige.“ Die Interessenten müssten sich darüber bewusst sein, dass sie für rund ein Jahr im Ausland leben und arbeiten – „und dass der Weg nicht immer gerade verläuft und man auch Probleme bewältigen muss“.

Junge Menschen werden gut vorbereitet

Um dessen sicher zu sein, gibt es beim sogenannten Informations- und Auswahlwochenende, das auf eine erfolgreiche Bewerbung folgt, ein Gespräch zwischen Bewerber und Organisation. Dabei geht es nicht nur um Informationen über das Wunsch-Land des Interessenten und die verschiedenen Projekte: Gemeinsam werde auch darauf geblickt, ob die Bewerber generell geeignet seien, was etwa Belastbarkeit und realistische Erwartungen angehe, erklärt Tappert. Erst danach entscheiden Organisation und Bewerber gemeinsam, ob der Freiwilligendienst angetreten wird.
Jana Gelies verbrachte ein Jahr in der chilenischen Stadt Valdivia. Dort arbeitete sie als Assistenz in einem Mädchenwohnheim und einer Grundschule. „So konnte ich auch schon Berufserfahrung sammeln“, erklärt die heute 22-Jährige. Denn nach diesem Jahr wollte sie Englisch und Chemie auf Gymnasial-Lehramt studieren. „Aber davor wollte ich mal etwas anderes machen als lernen.“
Laut Arbeitsagentur-Sprecherin Schikora ist die Berufserfahrung ein häufiger Grund für junge Menschen, einen Freiwilligendienst anzutreten. „Wenn sie das Jahr in einem berufsbezogenen Projekt verbringen, gibt es ihnen Sicherheit, ob er ihnen wirklich liegt“, berichtet sie. Jana Gelies etwa hat sich nach ihrem Jahr für ein Studium auf Grundschul-Lehramt entschieden. Schikora kennt auch andere Gründe: „Viele sagen aber auch ganz bewusst: Jetzt nehme ich mir ein Jahr Auszeit.“ Das sei vor allem seit G8, der verkürzten Gymnasialzeit mit dem Abitur nach Klasse 11, so. Andere hingegen überbrückten mit dem Dienst eine Wartezeit auf die Ausbildung oder das Studium.
Wer doch noch einen Studienplatz bekommt, den Vertrag für einen Freiwilligendienst aber schon unterschrieben hat, den kann Tappert beruhigen. „Viele Hochschulen bieten die Möglichkeit, dass der Studienplatz auf den Freiwilligen wartet.“ Dann könne er direkt nach dem Dienst angetreten werden. Wichtig sei aber, das vor dem Einsatz mit der Universität abzusprechen.