Sie ist wieder präsent. Bedrohlich. In den Händen von mächtigen Männern, die schwer einzuschätzen sind. Die Atombombe. Der Schrecken vergangener Jahrzehnte.
Sie war immer irgendwie Thema. Oft wird erinnert an die schrecklichen Auswirkungen der Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. Doch jetzt rückt die Bedrohung wieder näher. Im Konflikt zwischen Nordkorea und den USA. Christen müssen dagegenhalten.
Das ist jedoch nicht überall der Fall. Ein Großteil der Welt hat entsetzt auf die Botschaft des amerikanischen Präsidenten, Donald Trump, reagiert, als dieser verkündete, auf die Bedrohungen aus Nordkorea würde „mit Feuer und Wut begegnet werden, wie es die Welt noch nie gesehen hat“. Eine unverkennbare Anspielung auf die Verwendung von Atomwaffen.
Erschreckenderweise gab es in seinem eigenen Land nicht nur Widerspruch. Robert Jeffreys etwa, ein prominenter Pastor der Baptisten in Dallas, unterstützt Trump ausdrücklich. In einer Erklärung betonte er jetzt: „Laut dem Römerbrief hat Gott der Obrigkeit alle Macht gegeben, um das Böse zu stoppen. Mit welchen Mitteln auch immer, Krieg eingeschlossen. Gott hat Trump die Autorität gegeben, Kim Jong-Un unschädlich zu machen. Der Präsident wird keine Bedrohung gegen das amerikanische Volk tolerieren.“
Auch in anderen evangelikalen Kreisen in den USA fand Trump Zustimmung zu seiner Haltung.
Darüber ist man selbst bei der konservativen amerikanischen Kirchenzeitung „Christianity today“ (Christentum heute) erschrocken, die einst von Billy Graham gegründet wurde. Graham selbst sagte 1979: „Ich kann nicht erkennen, wie ein Atomkrieg in irgendeiner Weise Gottes Willen entsprechen könne.“
Trotzdem muss heute konstatiert werden: Christen in den USA sind gespalten, was die Anwendung der Atombombe betrifft.
In Deutschland waren zuletzt keine prominenten Reaktionen zu vernehmen, die den Einsatz von Nuklearwaffen befürwortet hätten. Hier haben sich Christinnen und Christen verschiedener Konfessionen immer wieder ausdrücklich gegen deren Verwendung ausgesprochen.
"Nein! Ohne jedes Ja"
Viele erinnern sich noch an die lila Tücher beim Kirchentag in Hannover 1983. Zigtausende trugen sie mit dem Aufdruck: „Nein ohne jedes Ja zu Massenvernichtungsmitteln.“ In Zeiten der Hochrüstung und des kalten Kriegs wurde der Kirchentag zu einem Motor der Friedensbewegung.
Allerdings kam das auch damals nicht in allen kirchlichen Kreisen gut an. Gleich zwei niedersächsische Bischöfe distanzierten sich seinerzeit vom Motto des Kirchentages.
Hans Heinrich Harms, zu der Zeit Bischof der Ev.-Lutherischen Kirche in Oldenburg, sah den Kirchentag durch zu viel Violett unzulässigerweise in eine Friedensdemonstration umfunktioniert, von deren einseitigen Argumenten er sich „nicht vereinnahmen lassen“ wolle.
Und sein Pendant von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe vermochte in dem Aufruf zur „violetten Uniformierung“ nur „selbstgerechte und unevangelische Gewissensnötigung“ zu sehen. Beide Stimmen waren gewichtig und kamen aus unterschiedlichen Lagern: Heubach war zugleich Bundesvorsitzender der konservativen „Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis“, Harms Mitglied im eher progressiven Exekutivkomitee des Weltkirchenrates.
Schon Monate vor dem Kirchentag in Hannover wurde 1982 bereits eine Erklärung des Reformierten Bundes in Deutschland breit diskutiert. In dem Papier mit dem Titel „Das Bekenntnis zu Jesus Christus und die Friedensverantwortung der Kirche“ hieß es radikal, dass das „Bekenntnis unseres Glaubens“ unvereinbar sei mit der Entwicklung, Bereitstellung und Anwendung von Massenvernichtungsmitteln.“
In der Einstellung zu nuklearen Waffen gehe es „um das Bekennen oder Verleugnen des Evangeliums“. Aufgegriffen wurde diese Frage auch noch einmal in der Friedens-Denkschrift des Rates der EKD von 2007: „Aus der Sicht evangelischer Friedensethik kann die Drohung mit Nuklearwaffen heute nicht mehr als Mittel legitimer Selbstverteidigung betrachtet werden.“ Die Denkschrift bezieht sich dabei unter anderem auf ein Gutachten des Internationalen Gerichtshofes aus dem Jahr 1996, das die Androhung und den Einsatz von Atomwaffen generell als völkerrechtswidrig bezeichnete. Für alle, die die Wirkung einer Atombombe nicht einschätzen können, zeigt eine virtuelle Karte im Internet, welche Auswirkung ihr Abwurf haben kann. Die Entwickler des Programms bieten an, einen beliebigen Ort auf der Welt einzutragen, die Stärke der Bombe auszuwählen und sie dann virtuell explodieren zu lassen.