Die Zahl der Gewaltdelikte gegen Einsatzkräfte in Niedersachsen ist nach einem aktuellen Lagebild des Landeskriminalamts erneut gestiegen. Im Jahr 2024 registrierte die Polizei 4.570 Fälle, 103 mehr als im Vorjahr, wie das niedersächsische Innenministerium am Mittwoch mitteilte. Demnach stieg auch die Zahl der Opfer leicht, wobei vor allem Polizeikräfte betroffen waren (9.982 von insgesamt 10.460 Opfern).
Auch bei Feuerwehren und Rettungsdiensten sind die Opferzahlen der Statistik zufolge gestiegen, bei der Feuerwehr um 30 Prozent auf 83, bei den Rettungsdiensten um rund 20 Prozent auf 395 Opfer. Damit sei in diesem Bereich ein neuer Höchststand zu verzeichnen. Wie die Auswertung mit Blick auf alle Bereiche ergab, sind die Tatverdächtigen überwiegend männlich. Gut 50 Prozent waren laut Bericht alkoholisiert. Rund 31 Prozent hatten den Angaben zufolge keine deutsche Staatsangehörigkeit.
Die Zahl der Angriffe sei zu hoch, sagte Innenministerin Daniela Behrens (SPD). „Wir können und dürfen es niemals hinnehmen, dass diejenigen, die uns schützen und ihr Leben für unsere Sicherheit riskieren, im Gegenzug angegriffen und verletzt werden.“ Das gelte für unsere Polizistinnen und Polizisten ebenso wie für die Einsatzkräfte bei den Rettungsdiensten und Feuerwehren.
In den letzten sechs Jahren seien die Fallzahlen bis 2022 kontinuierlich angestiegen, von 2021 auf 2022 sogar deutlich um fast 18 Prozent, heißt es im Lagebild. Eine Fortsetzung dieser Entwicklung sei nicht auszuschließen. Das Landeskriminalamt vermutet, dass insbesondere Polizisten oftmals „nicht nur als Freund und Helfer und Respektpersonen angesehen werden, sondern als Personen, die die individuellen Freiheitsrechte der Beteiligten einschränken“.
Grundsätzlich gehe die Polizei davon aus, „dass die Ursprünge der konkreten Erscheinungsformen der Gewalt gegen Einsatzkräfte in gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu verorten sind, die von der Institution Polizei nur bedingt zugänglich und beeinflussbar sind“.