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Gesundheitsökonom: Die Pflege muss besser finanziert werden

Der Pflegeforscher und Gesundheitsökonom Heinz Rothgang hat eine bessere finanzielle Ausstattung für die Pflegeversicherung angemahnt. Vor dem Hintergrund einer älter werdenden Gesellschaft sei die Unterstützung für die Pflege „eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, sagte der an der Universität Bremen lehrende Wissenschaftler am Dienstag dem WDR-Radio in Köln. Dazu seien steuerfinanzierte Zuschüsse und die solidarische Unterstützung durch die Gesellschaft notwendig.

Rothgang, der auch an einem Gutachten zur Reform der Pflegeversicherung mitgearbeitet hat, sieht die Politik gefordert. In dieser Frage gebe es „kein Erkenntnisproblem“, betonte der Wissenschaftler. „Was wir jetzt brauchen, sind Entscheidungen, sind Handlungen.“ Der Gesundheitsökonom begrüßte, dass sich am Montag erstmals eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe getroffen hatte, um Vorschläge für eine große Pflegereform zu entwickeln. Bis Ende dieses Jahres will das Gremium Eckpunkte einer Reform vorlegen.

Eine weitere Erhöhung der Pflegebeiträge allein oder ein Modell, das auf individuelle Vorsorge setzt, sind nach Ansicht des Wissenschaftlers nicht der richtige Ansatz, um das Problem zu lösen. „In einer alternden Gesellschaft entstehen Kosten, die finanziert werden müssen“, sagte Rothgang. Und dazu sei am besten ein solidarisches Finanzierungsmodell geeignet. Dass vor dem Hintergrund des demografischen Wandels die Ausgaben für die Pflege steigen würden, sei schon bei der Einführung der Pflegeversicherung abzusehen gewesen.

Die Pflegeversicherung hat das vergangene Jahr mit einem Defizit von 1,54 Milliarden Euro abgeschlossen. Der allgemeine Beitragssatz stieg zum Jahreswechsel von 3,4 auf 3,6 Prozent; je nach Kinderzahl gibt es Zu- und Abschläge. Der Haushaltsentwurf für 2025 sieht vor, dass die Pflegeversicherung dieses Jahr 500 Millionen und kommendes Jahr 1,5 Milliarden Euro als Darlehen vom Bund erhält. Zudem könnten die Beiträge Anfang 2026 weiter steigen.