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Wahljahr: Kirchen sollten offen sein für Diskussionen mit der AfD

Die Kirchen sollen – angesichts hoher AfD-Umfragewerte – ihre Räume für Diskussionen anbieten. Das schlägt der Ostbeauftragte Carsten Schneider vor. Warum das eine gute Idee ist. Ein Kommentar.

Die Frauenkirche in Dresden hat eine lange Tradition an Diskussionen hinter sich
Die Frauenkirche in Dresden hat eine lange Tradition an Diskussionen hinter sichImago / Christian Thiel

Es könnte eine Gratwanderung werden, aber die Idee ist grundsätzlich der Überlegung wert: Vor dem Hintergrund eines anhaltend hohen Zuspruchs für die AfD hat der Ostbeauftragte der Bundesregierung Carsten Schneider (SPD) die Kirchen ermutigt, ihre Häuser für kontroverse Diskussionen anzubieten. Es sei wichtig, Begegnungsräume zu schaffen, sagte er mit Blick auf die bevorstehenden Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Das sei „die einzige Chance, wieder zueinanderzufinden“.

Ja, Schneider hat Recht: AfD-Vertreter von kirchlichen Ämtern auszuschließen, ist das eine, aber (notwendige) Diskussionen an der Basis zu führen etwas anderes. Schließlich muss es doch darum gehen, zu ergründen, was Menschen bewegt, dieser menschenfeindlichen, rückwärtsgewandten und nationalistischen Partei ihre Stimme zu geben. Einer Partei, die – anderes als sie sich darzustellen versucht – mitnichten die Interessen „kleiner Leute“ vertritt.

Kirchen knüpfen an erfolgreiches Kapitel an

Damit, Möglichkeiten zur Diskussion bereitzustellen, würden gerade die Kirchen im Osten anknüpfen an ein äußerst erfolgreiches Kapitel ihrer Geschichte. Mit den offenen Räumen, die sie in DDR-Zeit geboten haben für Oppositionelle, darunter auch viele Menschen ohne kirchlichen Hintergrund, haben sie einen wertvollen Beitrag geleistet zur politischen Wende.

Klar: Es bleibt das Risiko, AfD-Politikern damit eine Bühne zu bieten, die ihnen am Ende noch mehr Zulauf beschert. Darum sollte in jedem Einzelfall genau hingeschaut werden, wen man einlädt. Aber in Zeiten von sich immer mehr aufheizenden politischen Debatten und gesellschaftlichen Spaltungen sind sachliche Auseinandersetzungen wichtiger denn je – nicht zuletzt, um so die Ziele der AfD zu entlarven.