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Fußball-EM: Genießt den Spaß, solange es noch geht!

Die Fußball-EM ist ein unbeschwertes Vergnügen. Doch beim Gedanken an die nächsten großen Sport-Ereignisse dreht sich einem leider der Magen um, kommentiert Timo Teggatz.

Dieser albanische Fan amüsiert sich prächtig beim Spiel seiner Mannschaft gegen Spanien in Düsseldorf
Dieser albanische Fan amüsiert sich prächtig beim Spiel seiner Mannschaft gegen Spanien in DüsseldorfImago / Eibner

Diese EM macht einfach Spaß: In München spielen die Schotten am Marienplatz auf ihren Dudelsäcken erst die schottische und dann die deutsche Hymne. In Hamburg erobert Oranje die Reeperbahn. Hinter ihrem Fan-Bus trotten sie her und scheren dann im Takt zur Musik aus – erst nach links und dann rechts. Wenn das kein Sommerhit wird!

So reißt ein Fußballturnier nicht nur echte Fans mit, sondern leistet tatsächlich etwas für die Völkerverständigung. Das ist kein Klischee. Doch man muss den Fans und allen, die sich sonst am Turnier erfreuen, leider zurufen: Genießt den Sport-Spaß, solange er noch unbeschwert ist! Denn vor der Tür stehen schon die nächsten Sport-Ereignisse, die Schatten werfen und uns zeigen: Um den Sport oder die Fans geht es schon lange nicht mehr, sondern wenig überraschend um Politik und ums große Geld.

Olympia mit Teilnehmenden aus Russland

Ende Juli beginnen in Paris die Olympischen Spiele. Russische Sportlerinnen und Sportler dürfen unter weißer Flagge teilnehmen – solange ihnen keine Verbindung zum Militär nachgewiesen wird. Da ist der mächtige IOC-Präsident Thomas Bach vor dem noch mächtigeren russischen Diktator eingeknickt. Nur zur Erinnerung: Seit zwei Jahren führt Russland einen an Brutalität kaum zu überbietenden Angriffskrieg gegen seinen friedliebenden Nachbarn Ukraine. Und während in Charkiw und Cherson Menschen wegen Putins Machtwahn sterben müssen, sollen in Paris russische und ukrainische Ringer oder Boxer im olympischen Geist gegeneinander antreten. Absurd!

Unser Autor Timo Teggatz
Unser Autor Timo TeggatzStudioline

Auch beim Gedanken an eines der nächsten großen Fußballturniere dreht sich einem der Magen um: Die Weltmeisterschaft 2034 steigt in Saudi-Arabien. Das ist schon allein wegen des Klimas verrückt – Katar 2022 lässt grüßen. Was die Sache noch schlimmer macht: Saudi-Arabien ist ein patriarchaler Schurkenstaat, der Frauen unterdrückt, Oppositionelle umbringt und kritische Journalisten zersägt. Leider kann es sich das brutale Regime aber leisten, Milliarden in große Sportereignisse zu investieren. Das Land hat für Unsummen schon eine ganze Golf-Tour eingekauft, lässt regelmäßig große Box-Kämpfe ausrichten und hofiert die Formel 1. Das ist Sportswashing in Reinkultur.

Ein Fest der Fans wird die WM in Saudi-Arabien ganz sicher nicht. Oder kann sich jemand vorstellen, wie Anhänger singend und trinkend im Schottenrock durch die Straßen von Riad tanzen?