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Fronleichnam in Bayern – Kardinal Marx: Sind eine Menschheitsfamilie

Bayerns Bischöfe rufen in ihren Predigten zu Fronleichnam zu Verbundenheit und Frieden auf. Gerade in Zeiten von Krieg und Gewalt sei es wichtig, sich wieder auf Gemeinsames zu besinnen.

Bayerns Katholiken und Katholikinnen haben mit feierlichen Gottesdiensten und Prozessionen durch Orte und Städte das Fronleichnamsfest gefeiert. Dabei wird traditionell eine Monstranz mit der geweihten Hostie durch die mit Fahnen und Birkenzweigen geschmückten Straßen getragen. Oft werden auch Blumenteppiche gelegt. Am “Hochfest des Leibes und Blutes Christi” zeigen Katholiken auf diese Weise öffentlich ihren Glauben an die Gegenwart Christi im Sakrament der Eucharistie.

Auf dem Münchner Marienplatz feierten den Angaben zufolge mehr als 10.000 Gläubige mit Kardinal Reinhard Marx Gottesdienst. In seiner Predigt sprach er aufgrund der Nachrichten von Leid, Krieg und Gewalt von einem “Zivilisationsrückschritt ungeheuerlichen Maßes”. Es dürfe nicht geschehen, dass “wir in den westlichen Nationen uns einmauern, und die Armen müssen draußen bleiben. Da waren wir schon mal weiter.” Dennoch sei er kein Pessimist und setze darauf, dass die Menschen sich besinnen könnten, eine “Menschheitsfamilie” zu sein.

Diese Hoffnung sei keine diffuse auf irgendeinen Gott in der Ferne, sondern auf eine Person, betonte Marx. “Gott ist konkret geworden, als Mensch und im Brot.” Am Tisch der Eucharistie empfingen Christinnen und Christen mit dem Leib Christi auch die Hoffnung, und deshalb gehe es beim täglich Brot, um das im “Vater Unser” gebetet werde, nicht nur um das Brot für den Leib, sondern um die Hoffnung. Das gemeinsame Mahl ist seiner Ansicht nach ein deutlicher Auftrag, jeden und jede als Teil einer Menschheitsfamilie zu sehen und auch so zu behandeln. In der Kirche dürfe es “nicht heißen: Church first! Wir sagen: Mensch first! Und dafür sind wir hier.”

Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl rief die Christen auf, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Jede und jeder solle dem Vorbild Jesu folgen und sich selbst in die Not seines Nächsten hineinbegeben. Auf diese Weise entstünden kleine Zellen gelebter Nähe und gegenseitiger Achtung, “in denen man sich gegenseitig im Blick hat”, und mit denen man zum Gelingen der großen Gemeinschaft beitragen könne. Das Fronleichnamsfest ist Gössl zufolge ein Auftrag, dem Unfrieden auf der Welt nicht mit Rückzug und Resignation zu begegnen, sondern mit einer aus dem Glauben heraus gestärkten Nächstenliebe.

In Augsburg sprach sich Bischof Bertram Meier gegen rechtsextreme Umtriebe aus. “Die Irrwege, die unser Volk vor knapp hundert Jahren gegangen ist, dürfen sich nicht wiederholen. Wir wollen solche Wege nicht gehen. Sie schaden unserer Stadt, sie schaden unserem Land, sie schaden Europa.” Er appellierte an die Gläubigen, Gruppierungen eine Absage zu erteilen, die menschenverachtende, demokratiefeindliche und völkisch-nationalistische Ideen fördern wollten. “Gerade aus unserer Geschichte können wir lernen, wie ein Volk, das einem Menschen Heil zurief, sich selbst und die Welt ins Unheil brüllte.”

Der Passauer Bischof Stefan Oster erinnerte daran, dass an Fronleichnam der Gegenwart Jesu in Brot und Wein gedacht werde: “Wir tragen das, was uns wichtig ist, hinaus in unsere Stadt und hoffen, dass wir mit ihm, der uns verbindet, den Himmel offenhalten.” In einer immer stärker zerklüfteten Gesellschaft und einer Zeit der Kriege bräuchten die Menschen Verbundenheit und Frieden immer mehr.