Er war Katholik – von Berufung und Beruf. 33 Jahre lang hat Friedrich Kronenberg das katholische Leben an zentraler Stelle mitgestaltet. Jetzt ist er mit 91 Jahren gestorben.
Er war ein großer Strippenzieher und Organisator vor dem Herrn. Und er war über Jahrzehnte einer der Aktivposten in der katholischen Kirche in Deutschland. In den 33 Jahren als Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) von 1966 bis 1999 ist Friedrich Kronenberg zwar selten einer größeren Öffentlichkeit bekanntgeworden. Dennoch war der gebürtige Gelsenkirchener nicht zu den grauen Mäuse zu rechnen. Am Samstag ist der in Bonn lebende Katholik im Alter von 91 Jahren gestorben, wie das ZdK am Dienstag in Berlin mitteilte.
Für sechs Präsidentinnen und Präsidenten des ZdK und drei Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz war Kronenberg ein loyaler Partner und hoch geschätzter Berater. Ob Katholikentage, der Erste Ökumenische Kirchentag in Berlin 2003, die vorsichtige Öffnung des ZdK zu den Grünen oder entwicklungspolitische Initiativen: Kronenberg hat das Profil des Laienkatholizismus in den zurückliegenden Jahrzehnten wesentlich mitgeprägt und das Zentralkomitee zu einem international beachteten Instrument kirchlicher Laienarbeit gemacht.
Der promovierte Volkswirt gehörte nach der Wende zu den Initiatoren des katholischen Osteuropahilfswerks Renovabis. Als 1989 die Mauer fiel, betrachtete Kronenberg das als Aufforderung und Geschenk auch an die Katholiken, sich für Ostdeutschland und Osteuropa zu interessieren. “Als Solidaritätsaktion und gesamtdeutsche Willenserklärung der katholischen Kirche hat das zu maßgeblichen Veränderungen geführt – mit den mittel- und osteuropäischen Ländern zusammen und nicht nur für sie”, sagte ZdK-Generalsekretär Marc Frings am Dienstag. Kronenberg selbst erläuterte die Gründung mit den Worten, die deutsche Solidarität mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa sei damals “greifbar vorhanden gewesen, ihr musste lediglich Raum gegeben werden”.
Darüber hinaus engagierte er sich in vielen anderen Initiativen: Anfang der 1970er Jahre wurde der Gesprächskreis “Juden und Christen” beim ZdK unter seiner Beteiligung ins Leben gerufen – ein wichtiger Schritt zu intensiver Versöhnungsarbeit. Sehr präsent war Kronenberg in der Entwicklungspolitik – etwa in der Deutschen Kommission Justitia et Pax, als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe, Vorsitzender des Beirats von Misereor und beim Engagement in der Gesellschaft zur Förderung des Nord-Süd-Dialogs.
Mut und Tatkraft bewies er auch bei der Gründung des Vereins Donum Vitae gegen den massiven Widerstand des Papstes und deutscher Bischöfe. Seit 1999 sorgt der Verein, der vor allem von Persönlichkeiten des ZdK getragen wurde, für den Verbleib einer katholischen Stimme im staatlichen System der Schwangerenkonfliktberatung, nachdem Rom den Ausstieg der deutschen Bischöfe als Träger dieser Beratung erzwungen hatte.
Kronenbergs Engagement ging auch im Ruhestand weiter. 2001 wurde er Präsident des Maximilian-Kolbe-Werks in Freiburg, das seit 1973 KZ- und Ghetto-Überlebende in Polen unterstützt, seit 1992 auch in Ländern der ehemaligen Sowjetunion. 2007 hat Kronenberg daran mitgewirkt, dass die Arbeit durch die Gründung einer von den deutschen und polnischen Bischöfen getragenen Stiftung auf ein neues Gleis gesetzt wurde: Weil die Überlebenden der Nazi-Herrschaft aussterben, initiiert und unterstützt die Stiftung Versöhnungsprozesse auf europäischer Ebene.
Katholische Verbände und das politische Geschäft, das ihn Mitte der 60er Jahre ins Bundesfamilienministerium und von 1983 bis 1990 für die CDU in den Bundestag führte, kannte Kronenberg von der Pike auf. In Jugendzeiten war er hauptamtlicher Leiter der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg und stellvertretender Vorsitzender des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend. Promoviert hatte Kronenberg beim Sozialwissenschaftler und späteren Kölner Kardinal Joseph Höffner.